SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Der Mai, Hoch-Zeit für Hochzeiten. Birgit heiratet Sabine. Endlich, seit kurzem ist das möglich. Birgit war meine beste Schulfreundin. Ich schwärmte für Paul Newmann, sie für Romy Schneider. Und für die Englischlehrerin. „Bin ich normal?“ Lesbisch. In den 80ern wurde das Wort nur geflüstert. Voller Scham, auch von Birgit. Sie litt.

Martin. Gast in meiner ersten moderierten SWR-Sendung. Ein Kirchenmagazin. “Ich bin schwul und Christ“, meinte Martin. Mutig damals. Die Zuschauerwutpost folgte. Besonders von „frommen“ Christen. Ich schämte mich. Und heute manchmal wieder. Auch wenn sich viel getan hat. Die alten Ängste und Argumente kommen immer wieder hoch.

Als wäre Schwulsein ansteckend, als würden sich Adam und Eva nicht mehr anziehend finden, als wäre die gottgewollte Ehe gefährdet. Dabei findet sich in der Bibel keine klassische Ehe, kein klares Familienbild. Dafür etwa Vielweiberei, verheiratete Bischöfe, Leihmütter. Und ja, auch homosexuelle Praktiken. „Du sollst nicht beim Manne liegen!“ Das galt allerdings Heterosexuellen. Ehemännern, die sich nicht nebenbei - wie damals etwa bei den Griechen üblich - mit jungen Männern vergnügen sollten.

Nein, die Bibel, in ihrer jahrtausendealten Geschichte kennt keine gleichgeschlecht-lichen Paare, die ihr Leben teilen wollen. Die Bibel sagt nur: „Das Größte aber ist die Liebe.“ Und der Gott Jesu – der Sünder eher mag als selbstgerechte Fromme – der liebt wohl auch anders als manche Moralapostel sich das wünschen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26400
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