Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute ist der Tag der Arbeit. Meistens denkt man da ja an Lohnarbeit in Firmen und Fabriken. Und traditionell gibt es Veranstaltungen von Gewerkschaften und Arbeiterverbänden. Es geht dann um den Wert der Arbeit und um gerechte Löhne.

Die Frage: Was ist eine Arbeit wert, betrifft aber nicht nur Lohnarbeit. Ich kann sie mir auch bei den unliebsamen Aufgaben im Alltag stellen. Das ist mir bei einem Meditationskurs aufgegangen. An einem Tag hatten alle Gruppenteilnehmer hatten Arbeitsdienste zu erfüllen. Anschließend erzählt eine Teilnehmerin von einer überraschenden Erfahrung: Sie hatte sich zum Treppenputzen gemeldet, obwohl sie das nicht gerne tut. Bei der Treppe zur Kirche hat sie angefangen. Vier Stufen lang hat sie sich wirklich furchtbar geärgert. Aber dann ist ihr plötzlich etwas in den Sinn gekommen: Sie hat sich gefragt: Wer geht hier eigentlich zum Beten? Welche Sorgen tragen die Menschen hier die Treppe hinauf? Und wie kommen sie dann wieder die Treppe herunter? Erleichtert? Gestärkt? Was ist in der Zwischenzeit mit ihnen passiert? Und plötzlich war ihr Ärger verschwunden. Mit Leichtigkeit hat sie die Treppe zu Ende geputzt, weil sie an die Menschen dachte, für die sie das tut.

Welchen Wert hat eine Arbeit? Manchmal erkennen wir den Wert erst, wenn wir merken für was oder wen wir arbeiten. Seither frage ich öfter nach dem Wert der kleinen, unbedeutenden Arbeiten, die ich täglich zu erledigen habe und nach den Zusammenhängen, in denen sie stehen. Und danach, in welcher Verbindung andere Menschen dazu sind.

Wenn ich mich so mit ganzer Aufmerksamkeit dem widme, was ich gerade tue, bekommt es einen neuen Wert, und es wird leichter. Ich bin dann auch nicht mehr so abhängig von der Wertschätzung anderer. Weil ich ja selbst weiß, was das wert ist, was ich tue.
Das gelingt nicht immer, aber manchmal eben doch. Solche Erfahrungen wünsche ich Ihnen, heute, am Tag der Arbeit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26381
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