SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Lustig, laut und impulsiv – drei Wörter, mit denen ich meine Herkunftsfamilie beschreiben würde. Ich finde, nirgends geht es so wild und diskussionsfreudig zu wie am Wohnzimmertisch meiner Eltern. Dank meiner Großmutter wird auch kein Thema ausgelassen, denn sie trägt ihr Herz direkt auf der Zunge. Beim letzten Zusammentreffen warf sie ganz selbstverständlich die Information in die Runde, dass sie auf gar keinen Fall in einem Sarg begraben werden möchte. „Lasst mich bitte verbrennen!“ Okay, eine Urnenbestattung für meine Großmutter, das müssen wir Enkelkinder erst einmal schlucken. Zwei Sekunden Schweigen. Aber dann ist die Diskussionsrunde zum Thema „eigene Beerdigung“ schon eröffnet. Der eine hat sich noch gar keine Gedanken dazu gemacht, die andere weiß schon ganz genau was sie möchte und was sie auf gar keinen Fall möchte. Ideen und Meinungen werden wild über den Wohnzimmertisch geworfen. Am Ende sind wir uns zumindest in einem Punkt einig: Wir wollen voneinander wissen, wie die eigene Beerdigung aussehen soll.

Wir Menschen planen so einige Feste in unserem Leben – die Taufe, die Hochzeit, Geburtstage, Jubiläen, den Renteneintritt und so vieles mehr. Warum sollen wir also die eigene Beerdigung bei all den Planungen auslassen? Es heißt doch immer: An der Beerdigung erweisen wir den Verstorbenen die letzte Ehre. Natürlich indem wir da sind, Anteil nehmen und auf dem letzten irdischen Weg bis ins Grab begleiten. Aber dazu gehört doch auch das Wissen: „Genau so hat er oder sie es sich gewünscht!“

Nach unserem Familientreffen liege ich abends im Bett und denke über meine Beerdigung nach. Was wünsche ich mir? Einige offene Fragen bespreche ich mit meinem Mann. Wo ich beerdigt werden möchte. Welche Lieder mir wichtig sind. Wie mein Grab aussehen soll? Ich bin froh, dass mein Mann sich mit mir Gedanken darüber macht. Andere Dinge weiß ich schon lange: Ich wünsche mir, dass meine Familie und Freunde im Anschluss gemeinsam richtig gut essen und trinken. Für mich ist es das Schönste, wenn ich mit lieben Menschen an einem Tisch sitze. Und ganz wichtig: Dass alle viel lachen. Natürlich weil ich selber gerne und viel lache. Und weil ein Tod nicht nur viel Schmerz und Trauer bedeutet, sondern auch, dass man nun noch näher bei Gott ist. Das glaube ich. Und ich wünsche mir, dass an meiner Beerdigung genau dafür gebetet wird und genau das gefeiert wird.

Für mich fühlt es sich gut an, mir noch einmal Gedanken über die eigene Beerdigung gemacht zu haben. Zum einen weil meine Familie nun weiß, was ich mir wünsche. Und zum anderen weil ich selber spüre: Der Tod ist mir nun ein Stückchen weniger fremd.

 


 

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