SWR3 Gedanken

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Wie immer bin ich auch im letztjährigen Advent zum Paradeplatz in Mannheim gefahren. Ich wollte das Friedenslicht aus Betlehem dort abholen, um es in unsere Kirche zu bringen. Seit 1986 wird jedes Jahr eine Kerze in der Geburtsgrotte Jesu in Betlehem entzündet. Dann wird sie mit einem Flugzeug nach Wien gebracht. Pfadfinder verteilen das Friedenslicht von dort mit dem Zug weiter in ganz Europa. Und so ist das Flämmchen schließlich in meiner Laterne gelandet.
Eine Gruppe Jugendlicher im Gangster-Outfit setzt sich in der Straßenbahn mir gegenüber. Der Wortführer fragt mich neugierig: „Mann, was ist das für ein Licht? Überall sind Leute mit Licht. Is Sank Martin oder was?“
Ich erkläre den Jungs ganz ruhig, was es mit dem Friedenslicht auf sich hat. Darauf der Wortführer: „Ah Klasse, Jesus macht Frieden.“ Neugieriges Schmunzeln bei den Umstehenden.
Mir kommt eine Idee. Ich hatte für alle Fälle noch ein Teelicht eingepackt. Ich entzünde es am Friedenslicht und überreiche es dem Chef: „Ja, Jesus macht Frieden. Und wenn du willst, kannst du ein Licht mit nach Hause nehmen.“ Der Chef ist sichtlich stolz: „Woa krass, ich hab auch ein Jesus-Friedenlicht.“ Allgemeine Erheiterung im gesamten Abteil.
Plötzlich versucht einer der Jungs, dem Chef seine Kerze auszublasen. Daraufhin wird der echt sauer und droht: „Ey Mann, wenn du mein Friedenlicht ausbläst, dann hau ich dir eine rein, Mann.“ `Na prima´, denke ich. Aber allen Befürchtungen zum Trotz bleibt es bei der Androhung. Vielleicht lag es ja am Friedenslicht.
Eines ist mir an diesem Abend bildlich vor Augen geführt worden: Der Frieden ist eine labile Sache. Ob in Betlehem oder in einer Mannheimer Straßenbahn. Aber eines ist gewiss: es ist wichtig, sich mit aller Macht dafür einzusetzen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=2635
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