SWR3 Gedanken

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Die Fitnesstrainerin Laura Mesi hat geheiratet. Das ist zunächst mal nichts Besonderes. Es war eine Traumhochzeit mit 70 Gästen. Und es hat an nichts gefehlt, außer – und jetzt wird´s besonders – außer am Bräutigam. Sie haben richtig gehört. Laura hat nämlich keinen Partner, und sie möchte auch keinen. Sie ist bekennender Single, und deshalb hat sie einfach sich selbst geheiratet. Weil sie sich selbst liebt. 

Sich selbst zu lieben, das ist ein Gebot Gottes. Als Jesus gefragt wird, welches Gebot das wichtigste sei, antwortet er: „Erstens: Du sollst den Herrn mit ganzem Herzen lieben. Aber genauso wichtig zweitens: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ 

Selbstliebe ist oft eine Gratwanderung. Sie grenzt scharf an Selbstverliebtheit: dann wenn ich nur noch das gut finde, was ich selbst tue oder sage. Wenn ich so auf mich selbst fixiert bin, dass ich niemanden neben mir mehr wahrnehme. Und Selbstliebe grenzt auch an Eitelkeit. Dann wenn ich mich nur noch darum sorge, dass ich gut wirke und gut dastehe. 

Ich weiß nicht, ob Laura eitel ist oder selbstverliebt. Auf jeden Fall ist sie selbstbewusst. Denn sie sagt: „Ich  habe verstanden, dass es mir gut mit mir selbst geht.“ Ich finde, das ist ein mutiger Satz. Das kann bestimmt nicht jeder von sich behaupten, dass es einem gut mit sich selbst geht. Ich kenne jemanden, der hasst sich dafür, dass er manchmal so austickt. Viele wünschen sich, dass sie anders aussehen. Und manche Menschen halten es einfach nicht mit sich selbst aus. 

Man muss sich nicht selbst heiraten. Aber Laura Mesi zeigt so, dass sie zu sich selbst stehen möchte - zu ihren Stärken und Schwächen. Und sie zeigt, dass sie sich selbst treu sein will. Also sich nicht verbiegen muss, echt und gerade heraus sein möchte. Ich wünsche Laura, dass sie es lange und gut mit sich aushält.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26349
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