SWR3 Gedanken

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Im südschwedischen Helsingborg gibt es jetzt ein „Museum des Scheiterns“. Hier werden Produkte ausgestellt, die gefloppt sind. Zum Beispiel grünes Tomaten-Ketchup. Oder ein säuerliches Harley Davidson Parfüm. Auch ein Donald Trump Brettspiel ist dabei. All das wollte kein Mensch haben. 

Das Museum des Scheiterns beschränkt sich nicht nur auf Produkte. Bald sollen dort auch Events stattfinden. Gäste dürfen ein misslungenes Gourmet-Menü probieren oder ein Konzert mit Fehlern anhören. 

Der Macher des Museums heißt Samuel West. Er sagt: „80 bis 90 Prozent aller Erfindungen scheitern. Aber die Unternehmen kehren das gerne unter den Teppich.“ 

Das kenne ich von mir. Es ist nicht angenehm, wenn was nicht klappt. Und noch unangenehmer ist es, das auch noch zuzugeben: Ich prahle mit meinem Orientierungssinn und schon biege ich falsch ab. Wie oft vergesse ich Mailanhänge. Oder wie oft pampe ich meinen Sohn an, obwohl ich nur etwas falsch verstanden habe. 

Fehler kratzen am Image. Und werden die Fehler größer, dann ist schnell von Scheitern die Rede. Scheitern kann sich auf das ganze Leben auswirken: Wenn der Traumberuf ein Traum bleibt, weil die Anforderungen zu hoch waren. Wenn Beziehungen scheitern und Familien daran kaputt gehen. Oder wenn eine Geldanlage den Bach runter geht und ich stehe plötzlich ohne Sicherheit da. 

Fehler machen und Scheitern - das ist auch eine Seite des Lebens. Und warum nur die Schokoladenseite zeigen. Samuel West, der Chef vom Museum des Scheiterns, sagt: „Ich hatte genug von all den Erfolgsgeschichten. Es ist wichtig, Scheitern zu akzeptieren. Daraus kann ich so viel lernen.“ 

Ich finde, es wäre gut wenn Fehler wieder als etwas Normales angesehen, wenn sie wieder salonfähiger würden. Vielleicht trägt das Museum des Scheiterns ja dazu bei. Denn hier wird Scheitern nicht versteckt, sondern mit Vitrine und Lichtspot präsentiert.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26348
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