SWR3 Gedanken

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Beim Tatort gucken musste ich über das Älterwerden nachdenken. Grund dafür war eine Szene, in der Kommissar Batic eine Psychologin vernimmt. Am Ende des Verhörs will sie ihm noch eine mitgeben. Sie drückt ihm ein Maßband und eine Schere in die Hand und fragt: „Wie alt sind Sie?“ Batic völlig verdutzt: „55, warum?“ Die Psychologin sagt: „Dann schneiden Sie das Maßband bei 55 cm ab.“ 

Der Kommissar ist verwirrt, weil er normalerweise die Anweisungen erteilt. Aber er tut, was sie verlangt. Doch es ist noch nicht vorbei. Die Psychologin sagt: „Durchschnittlich werden Männer bei uns 77 Jahre alt. Also schneiden sie das obere Ende bei 77 cm ab.“ Wieder schnibbelt Batic und schaut dann etwas ratlos auf die verbleibenden 22 cm Maßband in seiner Hand. Die Psychologin erklärt: „Das ist der Rest vom Leben, der Ihnen noch bleibt.“ 

Für den Rest des Krimis wirkt der Kommissar etwas nachdenklicher als sonst. Kein Wunder, wenn einem so drastisch vor Augen geführt wird, dass das Leben endlich ist. Es kann ganz heilsam sein, die eigene „Restlaufzeit“ mal genauer zu betrachten. Denn je begrenzter die Zeit wird, desto sinnvoller möchte ich sie doch nutzen. 

Und dann poppen Fragen auf wie: Was ist mir wichtig? Welche Menschen, welche Beschäftigungen? Was könnte mir im Alter gut tun und was sollte ich dafür tun? Habe ich alles, was ich brauche? Und brauche ich wirklich alles, was ich habe? 

Wenn ich mich mit dem Älterwerden beschäftige, dann tut es mir gut, ein paar reizvolle Pläne zu schmieden. Was möchte ich noch lernen oder kennenlernen, wo möchte ich mich engagieren. Auch entrümpeln macht mir Spaß, weil es Platz schafft für Neues. Und den Tipp, den die Psychologin im Tatort noch loswird, den kann ich auch voll und ganz unterschreiben. Sie sagt zu Kommissar Batic: „Machen Sie was aus dem Rest, und genießen Sie die schönen Momente!“

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