Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Eigentlich habe ich ja schon ein paar Mal Frühling erlebt in meinem Leben. Und doch komm ich jedes Jahr wieder so ins Staunen, auch in diesen Aprilwochen: über dieses unglaubliche Grün an den Bäumen. Über das Weiß und Rosa und Gelb. Über das Vogelgezwitscher und die Sonne, die plötzlich wieder wunderbar wärmt. Es ist, als hätte ich über den Winter vergessen, dass es das alles gibt. Dass diese Farben und diese Düfte und diese Wärme existieren. Und ich gerate ins Staunen und genieße es aus vollem Herzen. 

Das geht morgens schon los, wenn ich aus dem Fenster schaue und dieses leuchtende Hellgrün an den Bäumen sehe. So viele Monate waren da nur kahle Äste. Und jetzt brechen aus allen Zweigen die neuen Blätter hervor. In einer Farbe, die mich fasziniert. Auf dem Weg zur Arbeit geht es weiter: An Magnolien komm ich vorbei und an Obstbäumen. Die blühen in einer solchen Pracht. Und später am Abend auf meinem Balkon, da genieße ich das Vogelgezwitscher, ein großer Gesang. Meine Sinne öffnen sich bei all dem weit und saugen es auf, die Ohren, die Nase, die Augen. Und meiner Seele tut der Frühling richtig gut. 

Der Winter war anstrengend. Viele Wochen mit viel Dunkelheit, und im Februar noch mal Eiseskälte. Es hat diesmal lange gedauert, bis die erste Wärme und das erste Grün kamen. Vielleicht staune ich deswegen besonders. Als ob ich gar nicht mehr damit gerechnet hätte, dass es wieder Frühling werden könnte. Dass aus all dem Toten wieder Leben hervorbrechen könnte. 

Ich merke: Es ist für mich auch ein Zeichen. Dafür, dass das Leben immer wieder neues Leben hervorbringt. Auch, wenn ich kaum damit rechne. Das Leben siegt über den Tod. Und bringt mich ins Staunen.

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