SWR3 Gedanken

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Schon seit einer Stunde spielt meine Tochter mit Sara. Wir sind im Schwimmbad und die beiden haben sich eben erst kennengelernt. Vergnügt toben die beiden in ihren Badeanzügen durchs Wasserbecken.

Ich unterhalte mich mit Saras Vater. Über Schwimmbadpreise und mit Handtüchern reservierte Liegestühle. Dann sagt er ganz unvermittelt: „Also, Sara war mal Tom.“

„Sara ist biologisch ein Junge?“, frage ich und bin nicht wirklich überrascht, weil der oder besser die 11Jährige nicht wie ein typisches Mädchen aussieht.

Der Vater lächelt. „Ja; biologisch. Obwohl das mit der Biologie ja auch nicht so eindeutig ist. Jedenfalls hat sich Tom schon im Kindergarten grundsätzlich an den Mädchen orientiert. Und jetzt mit dem Schulwechsel hat er darauf bestanden, Sara zu sein.“ „Und seine Schule und die Klasse? Wie sind die damit umgegangen?“

„Manche so, manche so“, sagt er vage. „Wir haben uns viel Unterstützung geholt, mit vielen geredet, Sara immer wieder Möglichkeit gegeben, ihre Entscheidung mit unterschiedlichen Menschen zu besprechen. Mit Ärzten, mit Psychologinnen, mit der Familie, mit der Pfarrerin.“

„Und was hat die Pfarrerin gesagt?“, frage ich neugierig. Sara wollte wissen, ob ihre Taufe noch gültig ist, wenn sie den Namen wechselt. Die Pfarrerin hat gesagt, dass sie ja im Namen Gottes getauft ist, und Gott auf das Herz schaut, nicht auf den Namen.“

„Und wie geht es euch als Eltern damit? Und den anderen, die Sara als Tom kennen?“.
„Hm, es braucht ganz schön viel Liebe dazu. Deswegen ist so eine Transidentität für Gott auch sicher kein Problem. Gott ist ja schließlich die Liebe. Das Problem haben eher die Menschen, die sich schwer tun, wenn jemand nicht ins Schema passt. “

Am Abend erzählt meine Tochter von dem Tag mit Sara. “Früher war Sara mal Tom“, erzählt sie ungeniert. „Jetzt ist sie Sara. Hat sie mir erzählt“ Sie überlegt kurz, dann sagt sie: „Aber mir ist das eigentlich egal. Ich hätte auch mit ihr gespielt, wenn sie noch Tom gewesen wäre.“

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