SWR3 Gedanken

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Ein muslimischer Polizist hat der Kollegin zur Beförderung gratuliert. Mit einer Verbeugung und der Hand auf dem Herzen. Die schöne Geste ist zum Politikum geworden, weil er damit die in Deutschland übliche Gratulation per Handschlag vermieden hat. Jetzt hat er unterschrieben, dass er die Grundordnung der Bundesrepublik und die Gleichberechtigung von Männern und Frauen achtet. In Zukunft wird er das durch Handschlag unter Beweis stellen müssen, wenn er seine Stelle behalten will.

Das mag als Zeichen für unsere Kultur der Gleichberechtigung eine richtige Entscheidung gewesen sein. Trotzdem irritiert mich diese ganze Affäre. Denn der Handschlag als Begrüßungs- und Gratulationsgeste ist in immer weniger Kreisen üblich. Ich erlebe in den meisten Situationen ein formloses ‚Hallo‘ ohne jeden Körperkontakt oder eine Umarmung, die mitunter linkisch oder inszeniert daher kommt. Zur deutschen Leitkultur gehört das Händeschütteln allenfalls noch theoretisch.

Ich wünsche mir Raum für neue Begrüßungsgesten. Eine Verbeugung mit der Hand auf dem Herzen finde ich eigentlich eine gute Alternative zum aussterbenden Handschlag. Mir gefällt auch der indische Gruß, bei dem die beiden Handflächen auf Stirnhöhe aneinander gelegt werden zur Begrüßung. Aber wenn es denn genuin christlich sein soll, dann müssten wir eigentlich die Wangenküsse einführen. Denn diese Art des geschwisterlichen Kusses ist schon im Neuen Testament dokumentiert. Von Handschlag steht da nichts.

Aber egal wie, wichtig ist, dass die gegrüßte Person meinen Respekt spürt. Und das, Hand aufs Herz, kann man wahrscheinlich nicht gerichtlich verordnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26330
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