SWR3 Gedanken

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Papst Johannes XXIII. wurde einmal gefragt: „Wie viele Menschen arbeiten im Vatikan?“ Er antwortete mit einem Schmunzeln: „Ich hoffe, die Hälfte!“
Heute hätte Johannes XXIII. seinen 126. Geburtstag gefeiert. Eigentlich hieß er Angelo Roncalli, Sohn einer Bauernfamilie und Papst zwischen 1958 und ´63. Er übte sein Amt immer mit einem Augenzwinkern aus. Und vor allem nahm er sich selbst nicht so wichtig.
So sagt er nach seiner Wahl zum Papst: „Papst kann jeder werden. Der beste Beweis dafür bin ich selbst.“ Und auf seine Heiligkeit angesprochen, antwortet er: „Man kann mit dem Hirtenstab in der Hand heilig werden. Aber ebenso mit einem Besen.“ Folgerichtig schafft er den damals noch üblichen Fußkuss und die dreifache Verbeugung bei Privataudienzen ab.

„Papa Roncalli“ wird er gerne von den Italienern genannt. Ab und zu spaziert er durch den Vatikan und plaudert mit Arbeitern und Gärtnern. Am Tag nach Weihnachten besucht er unangemeldet ein Gefängnis und sagt zu den Häftlingen: „Ihr konntet nicht zu mir kommen, also bin ich bei euch.“ Dann bittet er ausdrücklich darum, die Zellen der Mörder zu öffnen: Er sagt: „Was soll denn das? Alle sind wir Kinder Gottes.“

Das Öffnen der Kirchentüren ist für den Papst Programm. Er beruft 1962 das Zweite Vatikanische Konzil ein, das wegweisend ist für die Modernisierung der Kirche. Darauf hingewiesen, dass die Tradition ein hohes Gut der Kirche sei, antwortet Johannes XXIII.: „Tradition heißt: das Feuer hüten, nicht: die Asche aufbewahren.“

Manchmal wünschte ich mir heute auch wieder etwas mehr frischen Wind in der Kirche, der die Asche von der Glut bläst. Vielleicht könnte eine Geste von Papa Roncalli weiterhelfen. Nach dem Zweck des Konzils befragt, ging der nämlich zu einem Fenster, machte es weit auf und sagte: „Frische Luft in die Kirche lassen!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=2630
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