SWR2 Wort zum Tag

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Eine verrückte Idee macht in den USA von sich reden: es geht darum, richtig viel Schulden zu erlassen - mit ganz geringem Aufwand. Die Idee dazu hatte die Initiative „Strike Dept“, auf Deutsch „Schuldenerlass“.
Diese Idee ist entstanden, weil viele US-Bürger durch die Immobilienkrise ihr ganzes Geld verloren haben und Schulden machen mussten. Irgendwann haben die Gläubiger die Hoffnung aufgegeben, das Geld jemals wieder zu bekommen. Deshalb haben sie die Schuldscheine zu Spottpreisen an professionelle Geldeintreiber verkauft. Diese versuchen, bei den Schuldnern noch wenigstens einen Bruchteil des ursprünglichen Wertes rauszuschlagen. Das hat zur Folge, dass mittlerweile einer von sieben Amerikanern ein Inkasso-Unternehmen am Hals hat: düstere Typen, die klingeln und Geld fordern.

Nicht angenehm. Und deshalb tritt hier die Bewegung „Strike Dept - Schuldenerlass“ auf den Plan. Thomas Gokey ist Künstler und Lehrer, und gleichzeitig engagiert er sich für diese Bewegung. Sie kauft bei den Gläubigern mit Hilfe von Spendengeldern günstig die Schuldscheine auf. Aber dann kommt´s. Thomas Gokey erklärt: „Was wir tun, ist bis zu diesem Punkt dasselbe wie Inkasso-Unternehmen. Doch anstatt die Schulden einzutreiben, radieren wir sie einfach aus. Wir werfen sie weg – auch wenn uns das Geld kostet.“

Die Aktivisten haben die Idee zuerst einmal mit 500 Dollar getestet. Damit konnten sie sage und schreibe 14.000 Dollar an Schulden tilgen. Mittlerweile hat die Gruppe fast 300.000 Dollar an Spenden gesammelt und damit über fünfeinhalb Millionen Dollar Schulden in Luft aufgelöst.

Was für eine Idee! Die Schuldenerlass-Aktivisten haben damit eigentlich einen alten biblischen Gedanken wieder belebt: Im Alten Testament ist die Rede von einem „Jubeljahr“. Es sollte in Israel alle 50 Jahre ausgerufen werden. In diesem „Jubeljahr“ sollten alle Grundstücke, die aus Not verkauft worden waren, an ihre ursprünglichen Besitzer zurückgegeben werden. Ebenso sollten alle Sklaven frei gelassen werden – einfach so. Das klingt heute hochaktuell.

Die biblische Überzeugung dahinter ist, dass Land und Menschen unverkäuflich sind. Sie sind von Gott geschenkt. Wenn jemand frei kommt oder wenn er Schulden erlassen bekommt, dann wird diese Idee ganz praktisch greifbar. Für diese Menschen ist das wie eine Erlösung oder ein Wunder oder ein Neuanfang. Das war damals für die alten Israeliten so, aber auch heute noch: für frei gekaufte Schuldner in den USA.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26293
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