SWR3 Gedanken

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Endlich. Die ersten echten Frühlingstage mit Sonne und Wärme sind da und in meinem Garten explodiert es. An den Kirschbäumen, die es kaum abwarten konnten, treiben Blätter und Blüten aus. Der Apfelbaum hinter dem Haus wird in ein paar Tagen nachziehen. Ich liebe diese Jahreszeit. Mir geht da jedes Jahr das Herz auf. Ich kann dann stundenlang hinter dem Haus sitzen und der aufblühenden Natur zuschauen. Weil sich da mit aller Macht das Leben Bahn bricht. Egal, wie kalt und schmuddelig es vorher war. Egal wie lang der Winter sich auch hingezogen hat. Das Leben ist da und durch nichts mehr aufzuhalten.

Für mich ist das aber in jedem Jahr auch ein Kontrastprogramm zu all dem, was sich an Düsterem in den zurückliegenden Monaten angesammelt hat. Nicht nur im winterlichen Schmuddelwetter. Wenn ich hinter meinem Haus in der milden Frühlingssonne sitze, dann denke ich auch an die schwere Erkrankung meiner Frau, die sie gut überstanden hat. An den Bekannten, der dem Tod nach einem Unfall von der Schippe gesprungen ist. An die Studentin, die immer noch mit ihrer Depression ringt. Und auch an die aus meinem Umfeld, die nun endgültig gegangen sind. Die düstern Schatten sind damit nicht weg. Sie sind und bleiben ja ein Teil von mir. Doch dann denke ich mir: Ja, all das ist auch bei dir geschehen in den letzten Monaten, aber am Ende steht das Leben.

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