SWR3 Gedanken

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Warum dauert Ostern eigentlich zwei Tage, fragt mich ein Kind nach dem Gottesdienst am Ostermontag. Gute Frage. Genau genommen, antworte ich, feiern wir Ostern ja gar nicht zwei, sondern sogar fünfzig Tage und ernte erst mal verständnislose Blicke. Der kleine Kerl hat Recht. Ein Fest über fünfzig Tage zu feiern ist ja in der Tat schwer vorstellbar. Wenn man ehrlich ist, dann halten so was selbst die härtesten Partygänger kaum durch. Noch dazu, wenn ab Osterdienstag Alltag und Arbeit wieder vor der Tür stehen. Klingt also ein bisschen nach kirchlichem Etikettenschwindel, das mit dem fünfzigtägigen Fest zwischen Ostern und Pfingsten. Doch es geht ja nicht um die große Sause. Fünfzig Tage Ostern feiern heißt eben nicht unbedingt fünfzig Tage arbeitsfrei haben und feiern können ohne Ende. Vielleicht ist es eher wie bei Sabine und Thomas, die ich von früher kenne. Sie haben letztes Jahr geheiratet. Zwei Tage haben sie ihre Hochzeit gefeiert, dann hatte der Alltag die beiden wieder. Als ich sie dann ein paar Wochen später getroffen habe, haben sie mir mit leuchtenden Augen von ihrem tollen Fest erzählt. Ich habe gemerkt: Etwas von ihrer Freude haben sie sich mitgenommen in ihren Alltag. Zumindest für eine gewisse Zeit. So, denke ich, könnte es auch mit der Osterzeit sein. Keine endlose Dauerparty, aber ein bisschen Grund zur Freude im Alltag. Schließlich haben wir an Ostern gerade das Leben gefeiert – allen Widrigkeiten zum Trotz.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26284
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