Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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In Mainz wird eines der kostbarsten Bücher der Welt gezeigt: die Bibel. Und gestern gab es in Mainz einen Bürgerentscheid darüber, wie man diese Bibel präsentiert.
Klar, Bibeln gibt es viele und natürlich geht es hier um eine besondere Ausgabe: die lateinische Bibel, die der Mainzer Johannes Gutenberg in seiner Vaterstadt vor über fünfhundertfünfzig Jahren als erster weltweit druckte. Mit den beweglichen Lettern, die er erfunden hatte. Zwei volle Jahre hatte man bis dahin für das Abschreiben einer vollständigen Bibel gebraucht, jetzt druckte Johannes Gutenberg 180 Exemplare in der gleichen Zeit. Schätzpreis heute für so eine Gutenberg-Bibel: nicht unter 10 Millionen Euro.

Als Christ finde ich die Präsentation einer alten Bibel prima. Aber von dieser Ausnahme einmal abgesehen finde ich: eine Bibel gehört nicht in einen Tresor oder in eine Vitrine, sondern an die frische Luft. Sie muss unter die Leute. Damit man sie aufschlagen und in ihr blättern kann. Die Bibel will ja gelesen werden. Und deshalb gehört sie zum Beispiel ans Bett und wer mag, kann vor dem Aufstehen noch darin schmökern. Oder sie liegt auf dem Schreibtisch und wartet darauf, in einer Pause benutzt zu werden. In jedem Haushalt könnte es so etwas geben, wie früher in frommen Häusern: einen Herrgottswinkel, einen Ort, an dem die Bibel ihren festen Platz hat. Einen Platz, der nicht verstaubt, weil er eifrig benutzt wird. Denn in der Bibel heißt es über die Bibel: Gottes Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Und es ist gut, wenn man dieses Licht schnell zur Hand hat. Vor allem in Zeiten, in denen man nach Orientierung sucht. Und das muss dann auch kein Exemplar für 10 Millionen Euro sein. Auch eine herkömmliche Taschenausgabe ist in diesem Sinn unbezahlbar.

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