SWR2 Wort zum Tag

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Was verbindet eigentlich die Menschen in einer Gesellschaft? Die Sprache? Die Herkunft? Die Religion? Ein kurzer dänischer Fernsehfilm, den ich neulich sah, hat sich dieser Frage gestellt.  Wir sehen, wie die unterschiedlichsten Menschen in eine Turnhalle strömen: Junge und Alte, gut Situierte und andere, die eher arm aussehen. Eine Stimme sagt: „Es ist leicht Menschen in Schubladen zu packen. Nach dem Muster: wir hier und die dort. Hier die, denen wir vertrauen. Dort die, die wir lieber vermeiden.“

Dann stellt jemand Fragen, nach denen sich die Anwesenden neu gruppieren sollen. Zum Beispiel: wer von euch war der Klassenclown? Wer tanzt gerne? Wer glaubt an ein Leben nach dem Tod? Wer ist einsam?

Nach jeder Antwort bilden sich neue Gruppen. Die anfänglichen Zuordnungen verlieren ihre Bedeutung. Am Schluss sagt jemand: bei aller Unterschiedlichkeit verbindet uns doch dieses, dass wir Bürger eines Landes sind.

Auf der einen Seite hat mich der Film beeindruckt. Weil er anschaulich zeigt, dass Menschen noch etwas ganz Anderes sind als das, was man auf den ersten Blick erkennen kann.

Aber dann greift mir die Auskunft des Filmes doch zu kurz. Als Christ würde ich gerne eine passendere Antwort geben. Weil, wie ich glaube, es quer durch alle menschlichen Verschiedenheiten etwas wirklich Fundamentales gibt, das uns miteinander verbindet.

Nämlich: dass wir, woher wir auch kommen, was wir auch glauben, welche Sprache wir auch sprechen, Geschöpfe eines Gottes sind. Kinder eines Vaters. Und darum Brüder und Schwestern.

Gott schuf den Menschen zu seinem Ebenbild. So steht es in der Schöpfungsgeschichte. In all seiner Vielfalt. Uns verbindet, dass wir Menschen sind. Von Gott geschaffen als sein Gegenüber.     

Ob das in der Praxis immer funktioniert, da habe ich zuweilen meine Fragen. Aber in diesem „Ebenbild Gottes sein“ steckt doch so etwas wie eine Vision. Und ein Auftrag. Wenn Gott so hoch von uns Menschen denkt, dann sollte mich das in meinem Verhalten auch bestimmen. Dahingehend, dass ich anders umgehe mit dem, was ich als fremd oder befremdlich empfinde.

Ich glaube, dass der Satz, du bist Gottes Ebenbild, sein Gegenüber, mir helfen wird, trotz aller menschlichen Verschiedenheit zu entdecken, was uns verbindet. Weil ich den gemeinsamen göttlichen Grundriss erkenne, auf dem unser Miteinander gedeihen kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26259
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