SWR2 Wort zum Tag

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„Falls Gott die Welt erschaffen hat, dann war es offenbar nicht seine erste Sorge, uns ihr Verständnis leicht zu machen“. Das schreibt der Physiker Albert Einstein Anfang der fünfziger Jahrein einem seiner Briefe, die kürzlich in Israel versteigert wurden.

Ich habe den Eindruck, dass Einstein mit seinem skeptischen Satz nicht nur etwas über naturwissenschaftliche Zusammenhänge aussagen wollte. Sondern auch die Weltlage im Großen und Ganzen meinte.

Die ist seitdem gewiss nicht einfacher und überschaubarer geworden. In der Politik ändert sich vieles, was noch vor nicht allzu langer Zeit als selbstverständlich galt. Im gesellschaftlichen Miteinander lösen sich herkömmliche Verhaltensweisen und Spielregeln auf. Konflikte, weltweit, aber auch innerhalb einer Gesellschaft, nehmen zu.

Die Welt ein Tohuwabohu? Dass die Welt ein Tohuwabohu ist, das ist für Bibelleser nichts Neues. Die Bibel berichtet auf ihrer ersten Seite, dass Gott sie aus einem chaotischen Urzustand, auf hebräisch: Tohuwabohu, erschaffen hat. Das Mittel dazu war das göttliche Wort. „Und Gott sprach. Es werde Licht. Und es ward Licht.“

Ich finde das einen schönen Gedanke: das göttliche Wort schafft Ordnung und lichtet das Tohuwabohu. Es ist so etwas wie eine vernünftige Gebrauchsanleitung für eine unvernünftige Welt. Es setzt Orientierungspunkte und Gebote für das Zusammenleben.

In einem Psalmgebet heißt es: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg.“ Und weiter: „Wäre nicht dein Wort mein Trost gewesen, so wäre ich vergangen in meinem Elend.“

In einer Zeit, in der so vieles ins Fließen kommt, sind solche Sätze für mich Fixsterne im Dunkeln. Wegweiser in unwegsamen Gelände. Sie waren Generationen vor mir Licht und Orientierung. Und sind mir heute eine Lesehilfe, um zu entziffern, was sonst kaum verständlich wäre.

Ja, ich gebe Einstein recht. Gott hat uns das Verständnis der Welt nicht leicht gemacht. Nicht nur in naturwissenschaftlicher, sondern auch in politischer Hinsicht ist die Welt höchst komplex und schwer durchschaubar.

Und doch brauche ich mich als Mensch darin nicht als hilfloses Rädchen in einem anonymen Getriebe zu fühlen. Denn Gottes Wort ist Licht. Und schafft eine Lichtung im täglichen Tohuwabohu. Es leuchtet hinein in meinen Alltag. Und macht im Kleinen wie im Großen Wege sichtbar, die ich gehen kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26257
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