SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Manchmal passiert es einfach. Da geht eine Sache so richtig schief. Bockmist gebaut. Ich schäme mich dann. Und hoffe, dass mir erst mal niemand begegnet. Ich will es irgendwie wieder in Ordnung bringen.

 

Petrus, einem Freund von Jesus in der Bibel, ist ähnliches passiert. Dreimal hat er voller Überzeugung gesagt, dass er Jesus gar nicht kennt. Dabei hat er doch am Abend davor geschworen, dass ihm das nie passieren würde. Aber dann tritt ein, was Jesus ihm vorausgesagt hat. Und Jesus dreht sich auch noch um und schaut Petrus an. Da kann Petrus nur noch weinen und weggehen.

Solche Fehler tun weh. In der Seele. Weil man sie nicht mehr ändern kann. Wie viele Menschen weinen, weil sie keinen Ausweg mehr wissen. Weil sie hoffen, dass durch den Treuebruch nicht das ganze Leben zusammenbricht. Ein Abend auf der Kur, der mit dem Kurschatten im Bett endete. Das hat den kurenden Ehemann in tiefe Zweifel gestürzt. Er hat es seiner Frau gebeichtet und ihr seine Liebe zu ihr versichert. Und dann die Hoffnung, dass seine Frau auch bereit ist, noch einmal neu anzufangen.

Petrus macht diese Erfahrung des Neuanfangs ein paar Tage später - nach Jesu Tod und Auferstehung. Dreimal fragt Jesus Petrus, ob er ihn liebt. Und dreimal sagt Petrus: Ja.

Jesus fragt beim ersten Mal: Liebst du mich innig und mehr als die anderen? Petrus antwortet: Ich bin dein Freund. Beim zweiten Mal fragt Jesus: Liebst du mich innig? Und wieder: Ich bin dein Freund. Beim dritten Mal fragt Jesus: Bist du mein Freund? Da wird Petrus traurig, weil er nicht mehr sagen kann, er ist noch nicht so weit. Die Liebe wächst in ihm noch. Aber Jesus steht zu ihm.

Das ist für mich eine der schönsten Ostererfahrungen.

Hier kommt jemand auf mich zu, holt mich da ab, wo ich bin. Verlangt nicht von mir, dass ich sofort über mich hinauswachsen muss.

Diese Erfahrung wünsche ich mir für alle Menschen, besonders für die, die schwere Fehler gemacht haben. Dass Menschen auf sie zukommen. Sie dort abholen, wo sie sind.

Das baut Menschen auf, Stück für Stück. Im Entgegenkommen. Da wird das Leben hell.

Die Ehefrau war übrigens bereit zu einem vorsichtigen Neuanfang. Und die Liebe hielt und ist eine gute Basis bis heute.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26209
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