Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Fünfjährige lieben ihre Eltern – und meistens zeigen sie das auch ganz direkt und ungeniert. Mein fünfjähriger Enkel tut das natürlich auch. Aber er hat noch eine weitere Idee. Er findet nämlich ein langes Stück Schnur. Er überlegt kurz - und weil er doch jetzt auch schon Knoten machen kann, knotet er das eine Ende an Mamas Knöchel, und das andere an seinen eigenen Knöchel. Er gehört ja zu seiner Mama. Sagt er. Jetzt kann man das auch sehen! Glücklich sitzt er mit uns am Kaffeetisch. Die lange Schnur ringelt sich irgendwie um den Tisch herum. Wir trinken Kaffee, essen Kuchen und  das Kind ist ganz aufgeregt über seine Erfindung.  Nur -  es dauert nicht lange, da muss er mal ins Bad gehen. Jetzt aber wird es kompliziert. Die Mama muss mit aufstehen, wegen der Schnur, und sie muss vor der Tür warten, und die Schnur verklemmt sich auch noch unter der Tür. Die ist überhaupt nicht praktisch, diese Schnur, mit der sie verbunden sind. Was nun?

Da hat die Mama eine Idee. „Weißt du“, sagt sie. „Eigentlich brauchen wir doch die Schnur gar nicht. Ich hab dich ja immer lieb. Und du hast mich auch immer lieb. Und das wissen wir doch auch so. Und wir spüren es.“  Das Kind denkt nach und nickt. Und strahlt. Weil die Oma daneben steht, wird sie auch mit einbezogen. Die Oma hat ihn ja auch immer lieb. Und obwohl der Papa gerade gar nicht da ist, hat auch er sein Kind immer lieb – und so sind alle miteinander verbunden.

Und deshalb, weil das einfach so funktioniert und man dafür gar nichts braucht als ein liebendes Herz, kann das Kind die Schnur jetzt abschneiden.

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