SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

No Billag – das war ja vielleicht nur eine Biertisch-Idee;
hat sich aber schließlich entwickelt zu einer Volksabstimmung in der Schweiz.
Und ist mit mehr als ZweiDrittelMehrheit abgelehnt worden.
Schluss mit dem Rundfunkbeitrag;
ich zahle nur für das, was ich im Fernsehen sehen und im Radio hören will.
Punkt.
Das klang ziemlich attraktiv.Und so war das Aufatmen deutlich hörbar,
beim Sender und im ganzen Land – und in Deutschland auch.
Das öffentlich-rechtliche Rundfunk-System bleibt erhalten.

Und trotzdem: Ich bin der NoBillag-Initiative fast genau so dankbar
wie dem Schweizervolk, das sie zurückgewiesen hat
und weiter für Radio und Fernsehen bezahlen will.
Weil NoBillag ja schon richtige Fragen gestellt hat –
mal abgesehen davon, wie unsolidarisch es wäre, wenn jeder meint
„ich bezahle nur, was ich bestellt habe“.
Spätestens seit NoBillag fragen sich ARD und ZDF –
ähnlich wie die Schweizer Kollegen –
verstärkt wieder,
wie sie ihrem Auftrag noch besser gerecht werden.
Manches könnten sie in aller Ruhe der privaten Konkurrenz überlassen.
Was die Leute sowieso sehen wollen: dafür werden sie dann auch zahlen.

Was aber bleibt und bleiben muss:
Gut ausgebildete Journalisten und gut ausgestattete Redaktionen
müssen die Nachrichten und Informationen  entdecken und aufdecken
und  transportieren, die auf den ersten Blick weniger attraktiv erscheinen.
Wir brauchen die Berichte über Menschen am Rande der Gesellschaft
und am Rande der Welt, in Krankheit und Todesangst und Hunger.
Sie müssen uns aufwecken
und endlich eine Politik befeuern, die an Lösungen arbeitet
für die Probleme der Menschheit.
Und natürlich sollten sie auch die guten Nachrichten zeigen –
menschliche Leistungen und kulturelle und politische Erfolge.
Eine gute Nachricht wäre auch,
dass Menschen sich für andere Menschen einsetzen –
dass sie ihr Geld ausgeben für Sachen, die sie gar nicht selbst verbrauchen…

Gute Nachricht – an dem Punkt könnte die NoBillag-Initiative übrigens
auch die Kirchen ans Nachdenken bringen:
Bei denen bezahlen hundert Prozent KirchenSteuer-Zahler für Leistungen,
die gefühlt noch sieben bis fünfzehn Prozent sonntags in Anspruch nehmen.
Und sonst höchstens noch sehr punktuell.
Ja gut – außer Gottesdienst am Sonntag
sind da auch noch Kitas und Kliniken und Jugendsozialarbeit und Altenheime.

Aber ich denke schon, dass die Kirche sich auch wieder mehr zu besinnen hätte:
eben auf die Gute Nachricht, die sie allen Menschen anzubieten haben.
Und darauf, dass die das auch wieder besser erkennen können.
Nicht nur, damit eine NoKirchensteuer-Kampagne überflüssig bleibt.
Sondern einfach, weil das der zentrale Auftrag an die Christenmenschen ist –
schon seit zweitausend Jahren und jeden Tag wieder neu.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26118
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