SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Die Eltern, kann ich mir vorstellen, müssen beinah durchgedreht sein:
Ihr nicht mal halbwüchsiger Sohn ist verschwunden.
Sie hatten ihn zum ersten Mal mitgenommen in die Großstadt Jerusalem.

Er wird mit den Kumpels unterwegs sein, vermuten sie erst mal,
als sie ihn nicht gleich entdecken in der Pilgergruppe auf dem Heimweg.
Aber abends, irgendwo in der Herberge, fehlt er immer noch.
Und alles Suchen und Fragen ist vergeblich.
Sofort kehren sie um – aber in Jerusalem brauchen sie immer noch drei Tage,
bis sie ihn entdecken – im Tempel, bei den Theologen,
in altkluge Gespräche verwickelt.

Was sucht ihr mich, blafft er sie an, statt dass er froh wäre,
gefunden worden zu sein.
Konntet ihr euch doch denken, dass ich im Haus meines Vaters bin.
Dass Josef nur sein Pflegevater ist,
wird für den Zimmermann selbst schwer genug gewesen sein.
Aber das auch noch so öffentlich gesagt zu kriegen,
das war noch mal extra hart.
Er hat’s weggesteckt, scheint es; jedenfalls berichtet die Bibel dann
nur noch sehr allgemein:
Jesus geht mit Maria und Josef nach Nazaret, nach Hause
und ist ihnen gehorsam und macht allerseits einen guten Eindruck.

Heute ist der Namenstag des heiligen Zimmermanns Josef;
herzlichen Glückwunsch allen Josefs und Sepps und Jupps und Josefines.
Und diesen Josefs-Tag
haben sich katholische Verbände und Einrichtungen ausgesucht,
um ein spezielles Engagement ihrer Jugend-Sozialarbeit vorzustellen.
Sie arbeiten mit – immer mehr –  benachteiligten Jugendlichen;
sie unterstützen sie beim Lernen und vor allem in der Berufsausbildung.
Denn es ist klar in unserer Arbeitsgesellschaft:
Gut ausgebildete Menschen werden gebraucht und gesucht –
aber ohne Berufsausbildung hast du auch keine Chance.
Und wer eben Probleme hat – egal, ob er schlecht lernen kann
oder ob sie noch zuverlässiger werden muss;
wer Schwierigkeiten hat, komplizierte Zusammenhänge zu raffen,
hat eben echt ein Problem.

Und für die jungen Frauen und Männer mit solchen Beeinträchtigungen
setzen sich eben auch kirchliche Einrichtungen ein.
Leben 4.0 heißt das Motto – und: Jugend braucht Perspektive.
Da sind wir dann auch wieder bei Zimmermanns in Nazaret.
Deren Leben mit Jesus Maria Josef war eher noch Leben 1.0 –
aber sicher hat Jesus beim Vater im Betrieb das Handwerk gelernt.
Josef hat dem jungen Mann die Ausildung gegeben und
die Perspektive, die er ihm anzubieten hatte.
In seiner Verantwortung – und deswegen ist es sinnvoll,
wenn die kirchliche Jugendsozialarbeit und die Jugendberufshilfe
sich heute auf Josef den Zimmermann berufen.
Sie machen es ja schließlich ein bisschen wie er!   

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26115
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