Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute, auf den Tag genau vor fünf Jahren, wählten die Kardinäle Jorge Mario Bergoglio zum Papst. Viele haben noch das „Buona sera“ im Ohr, mit dem sich Franziskus auf der Loggia des Petersdoms vorstellte. Damals ahnten es viele, heute wissen es alle: Mit diesem Mann aus Argentinien hat eine neue Zeitrechnung in der katholischen Kirche begonnen.

Franziskus tritt bescheiden auf, verzichtet auf jeglichen Pomp. Er spricht die Sprache der einfachen Leute. Jeder kann ihn verstehen. Ihm ist die konkrete Seelsorge wichtiger als die Paragraphen des Kirchenrechts. Barmherzigkeit ist ein Schlüsselbegriff für seine Amtsführung. Denn sie ist, wie er selbst sagt, die „Kennkarte Gottes“. Deshalb ermöglicht er zum Beispiel neue Wege für wiederverheiratete Geschiedene. Im Vatikan räumt Franziskus auf. Eitelkeit, Karrieresucht, Heimtücke, Doppelmoral und geistliche Leere wirft er Würdenträgern vor. Einige setzt er vor die Tür. Damit macht er sich keine Freunde. Manchmal, so sagt er, fühlt er sich „wie unter Wölfen“.

Franziskus will eine andere Kirche. Er möchte Seelsorger, die an die Ränder der Gesellschaft gehen. Er selbst hatte das schon als Erzbischof in Buenos Aires getan. „Die Hirten sollen so riechen wie ihre Schafe.“ Das ist sein Lebensmotto. Dazu gehört auch sein Eingeständnis, ein „Sünder“ zu sein. Und noch etwas imponiert mir an diesem Papst: Franziskus räumt ein: „Es gibt dunkle Momente, in denen ich sage: Herr, das begreife ich nicht!“

Auch der Papst zweifelt also manchmal am Glauben. Franziskus erzählt von Krisen, die er in seinem Leben durchgemacht hat. „Der Glaube“, so sagt er, „kann verloren gehen. Er ist ein Geschenk, um das man jeden Tag aufs Neue bitten muss.“

Eine andere Bitte richtet Papst Franziskus direkt an die Gläubigen: „Betet für mich. Ich brauche eure Unterstützung.“

 

(Zitate aus dem Interview des Papstes mit Giovanni di Lorenzo, In: DIE ZEIT Nr.11/2017)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26047
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