SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

 „Den wahren Wert von Worten erkennt man in der Wüste“. Dieser Gedanke kam mir nachdem ich zum ersten Mal eine Nacht in der Wüste verbrachte hatte. Und was mich dabei am meisten beeindruckt hat, war die Stille. Als ich am Morgen die ersten Worte in diese allumfassende Stille gesprochen habe, kamen sie mir ganz plastisch und wirksam vor. Als ob sie eine unsichtbare Spur in die Stille hineindrücken würden, wie die Füße auf einem unberührten Schneefeld. Das hatte ich noch nie erlebt und es hatte eine ganz spezielle Wirkung auf mich. Ich konnte und wollte nichts sagen, was mir nicht unbedingt sagenswert erschien. Um diese große, erhabene Stille nicht zu stören. Um sie nicht mit unnützem Wortgeräusch zu durchbrechen. Dadurch wurde mir fast körperlich spürbar wie viel ich oft rede und wieviel unnützes Zeugs den lieben langen Tag. Und was ist dann der wahre Wert von Worten? Dass sie es Wert sind die Stille zu durchbrechen. Die Stille, die die Menschen zur Ruhe bringt, zu sich selbst bringt und in Kontakt mit dem, der nur in der Stille zu finden ist. Den wahren Wert von Worten kann ich erfahren, wenn sie aus der Stille geboren sind und sie von Herz zu Herz gehen. Wenn sie in mir erspürt und zugewandt sind, heilsam sind. Diese Worte sind dann meistens wenige, im richtigen Moment gesprochen und nicht laut.
Nun, die wenigsten Menschen bei uns haben die Gelegenheit die Wüste zu erleben und ich werde wohl auch nicht mehr dorthin kommen. Aber die Erfahrung dieser Stille möchte ich weitergeben und mit in meinen Alltag nehmen. Mir immer wieder Orte und Zeiten suchen, in denen es still um mich wird. Und dadurch auch still in mir. Und die mir helfen mal nur zu reden, wenn es Sinn macht, nötig ist oder gut tut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26021
weiterlesen...