SWR4 Sonntagsgedanken

SWR4 Sonntagsgedanken

Blickt nach vorn. Bleibt nicht an dem hängen, was vorbei ist. Einige Menschen haben zu Jesus gesagt, wie stark sie beschäftigt sind und was sie noch alles zu tun hätten. Denen hat Jesus geraten: Schaut nicht zurück. Das bringt nichts.

Diese Menschen waren angetan von Jesus. Sie spürten, dass er ihrem Leben viel geben konnte. Sie hätten auch gerne mehr von Gott erfahren, wollten sogar mit Jesus umherziehen. Aber jeder einzelne von ihnen musste noch irgendetwas Wichtiges erledigen oder klären. Erst dann könne er sich auf den neuen Weg mit Jesus einlassen. Hindernisse über Hindernisse.

Ich erlebe, dass das immer noch so ist bei vielen – nicht nur damals, zur Zeit von Jesus. Schade eigentlich. Denn man kann nicht oft genug sagen – zu sich und zu anderen: Schau nach vorne! Denn viel zu viele beschäftigen sich mit Dingen und Ereignissen, die sie nicht weiterbringen, die sie auch nicht mehr ändern können. Sie sind im Bisherigen, im Bewährten, einige auch in der eigenen Vergangenheit so sehr verhaftet, dass sie nicht begreifen können, was Gott ihnen bietet. Was er ihnen jetzt zeigen will.

Aber nicht immer ist es nur der Alltag, der einen Menschen in Beschlag nimmt. Ich denke an eine Frau, die mir immer wieder erklärt hat, dass sie gerne glauben möchte. Sie sucht die Freiheit und den inneren Frieden bei Jesus. Aber eine Sache würde sie immer wieder zurückhalten. Darüber käme sie einfach nicht weg. Sie hatte sich vor vielen Jahren mit ihrer Schwester heillos zerstritten. Seither könne und wolle sie nicht mehr in die Kirche gehen. Von diesem Streit wüsste auch jeder am Ort, sagt sie. Und der Konflikt beschäftige sie fast jeden Tag. Wenn ihre Schwester nicht den ersten Schritt unternimmt und auf sie zukommt, könne sie nicht glauben.

Mehrfach habe ich sie schon gefragt: Warum versuchen Sie nicht den ersten Schritt zu gehen und rufen Ihrer Schwester einfach mal an?

Das ging aber irgendwie nicht. Und so hielt die Vergangenheit diese Frau weiterhin fest im Griff. Weil sie immer wieder zurück-, statt nach vorne schaute, wurde die Vergangenheit so übermächtig, dass sie das komplette Leben dieser Frau gelähmt hat.

Dabei will Jesus unseren Blick nach vorne ausrichten. Er weist uns hin auf das Leben, das Gott uns heute und bis in seine wunderbare Welt hinein bietet, auf die wir Christen hoffen.

Teil 2

Das biblische Motto für die kommende Woche rät deshalb: Lebe vorwärts gerichtet. Nimm Gott und seine Möglichkeiten mit in den Blick. So verstehe ich den Vergleich, wenn Jesus sagt: Wer seine Hand an den Pflug legt und schaut zurück, der taugt nicht für das Reich Gottes (Lukas 9,62).

Wer an dem klebt, was hinter ihm liegt, der braucht sich nicht wundern, wenn es an Zuversicht und Lebensfreude hapert und wenn manches einfach nicht gelingen will.

Das beklagen ja auch viele, dass sie so rundum mit allem Möglichen beschäftigt sind, dass tausend Dinge auf sie einstürmen, dass Wesentliches zu kurz kommt und der Blick nach vorne verloren geht. Auch der Blick dafür, was dem Leben tieferen Sinn und festen Halt gibt. Dafür bleibt oft einfach keine Zeit.

Wirklich? Oder sind wir einfach zu sehr mit den Ackerfurchen hinter uns beschäftigt, mit dem, was uns ununterbrochen von der Seite zugeraunt wird, die vielen Dinge, die uns nicht mehr klar sehen lassen?

Jesus sagt: Lasst los. Schaut nach vorn. Gott wartet auf euch. Ergreift seine Hand, die er nach euch ausgestreckt hat. Blickt voraus auf Gottes weiten Horizont. Gott ist großzügig. Er fragt nicht nach dem, was war und was einer oder eine getan hat. Er will Versöhnung möglich machen. Deshalb: Geht voran und lasst euch von dem erfüllen, was er bietet. Auch dafür ist der Sonntag da, für den Blick nach vorne, auf die Zukunft, die Gott mir und auch Ihnen schenken will.

Wer immer wieder nach hinten schaut, sich ärgert oder das Bisherige selbst richten will, der erreicht das Gegenteil. Er verkantet den Pflug, die Furchen werden ungleichmäßig tief und krumm oder man verliert sogar ganz die Richtung. Da geht viel gute Saat verloren und der Ertrag bleibt mäßig.

Dabei will Gott doch zu recht bringen und segnen, was hinter uns und vor uns liegt. Das Gelungene und das weniger Gelungene. Das hat er uns durch Jesus gesagt und anschaulich gezeigt.

Diesen vertrauensvollen Blick nach vorne, den wünsche ich Ihnen heute und einen gesegneten Sonntag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26013
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