Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich bereue nichts!“ Edith Piaf hat diese Worte gesungen, und man liest oder hört sie manchmal – in Biografien, in Interviews, vielleicht auch mal im eigenen Freundeskreis. Ich bereue nichts! Diese Worte klingen erst einmal ziemlich stark. Wer das sagt, gibt sich zielstrebig und selbstbewusst. Ich bereue nichts… alles war irgendwie in Ordnung in meinem Leben, ich habe keine Fehler gemacht.

Ein solcher Mensch scheint mit sich selbst im Reinen – auf den ersten Blick. Da kommt Petrus, der Jünger in der Bibel, ganz anders daher. Als Jesus und er sich zum ersten Mal über den Weg laufen, sagt er nicht – „Schön, dass Du da bist! Ich hab alles gut gemacht.“ Sondern er sagt: „Geh weg von mir – denn ich bin ein Mensch voller Schuld!“

Seltsame Begrüßung! Aber ihm ist es wichtig, dass gleich zu Beginn eines klar ist: Er ist nicht perfekt, er hat Fehler gemacht. Und schon jetzt hat er so eine hohe Meinung von Jesus, dass er meint – wir beide passen nicht zusammen, geh besser weg. Aber Jesus macht das nicht. Petrus wird auch weiter Fehler machen, er wird Jesus sogar verleugnen. Aber Jesus steht zu ihm und nimmt diesen Mann mit all seiner Schuld und seinen Fehlern an, er nimmt ihn mit auf den Weg. Und Petrus, der nicht perfekte, geht mit. Er sagt nicht: „Ich bereue nichts!“ Sondern – „Bei allem, was es zu bereuen gibt in meinem Leben, weiß ich nun: Es gibt einen Weg und ich darf neu anfangen.“ Dafür steht Jesus.

Und ich? Was bereue ich? Sicher eine ganze Menge. Aber auch mir gilt diese Botschaft von Jesus. Ich darf neu anfangen. Bereuen ist nichts Schlimmes. Und reumütig sein ist kein Zeichen von Schwäche. In dem Wort „reumütig“ steckt nicht nur Reue drin, sondern auch das Wort Mut. Und den braucht man, um zu eigenen Fehlern zu stehen. Gut, wenn es Menschen gibt, die stark genug sind, um auch zu bereuen – und den Mut haben für einen Neuanfang.

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