Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Wir Menschen sind ganz schön zerbrechlich. Das musste ich neulich selber erfahren, als ich hinfiel und danach ins Krankenhaus musste. Wie dumm, dass wir nicht stabiler gebaut sind, habe ich gedacht. Aber eine Freundin hat mir mit einer Geschichte gezeigt: Es ist auch gut, dass eben nicht alles perfekt ist. Und so ging diese Geschichte:

Ein Töpfer lebt ein zufriedenes Leben. Er liebt seine Familie, seinen Beruf, er liebt die Gefäße, die er anfertigt, und dankt Gott für alles. Eines Tages erscheint ihm Gott und gibt ihm einen Wunsch frei. Was soll sich ein Mann wünschen, der wunschlos glücklich ist? Im Grunde nichts. Und dann fällt ihm doch etwas ein. Es schmerzt ihn so, wenn ein Gefäß zu Bruch geht. Ich wünsche mir, dass meine Gefäße nicht brechen, dass sie keine Risse und Macken haben.

So soll es sein. Und tatsächlich. Keines seiner Gefäße zeigt mehr einen Fehler. Keines geht zu Bruch. Sie sind von solcher Beständigkeit und Schönheit, dass die Menschen herbei drängen, um sie zu erstehen. Irgendwann kommt auch ein benachbarter Töpfer zu ihm, der bittet um Almosen. Er ist arm geworden. Der Töpfer ist wie vom Donner gerührt. Hat er das verschuldet – weil seine Gefäße fehlerfrei sind? Bald kommen auch zu ihm keine Leute mehr. Da stürzt auch er in Armut – der Reiz der unzerbrechlichen Gefäße ist verflogen. Er ruft Gott und bittet inständig: Bitte nimm diesen Wunsch zurück, lass meine Gefäße wieder zerbrechlich und fehlerhaft sein wie früher. Und so kommt es. Die Gefäße sind schön, sie zerbrechen auch manchmal und viele haben winzig kleine Risse oder gut sichtbare Fehler. Und sind dennoch etwas Besonderes – gerade ihre Macken machen sie einzigartig. Und der Töpfer atmet auf und dankt Gott.

Diese Geschichte gibt es so oder so ähnlich in verschiedenen Ländern. Mir hat sie in meinem Missgeschick sehr gut getan - und mich daran erinnert: Nichts ist ohne Fehler. Auch Fehler und Brüche haben ihren Sinn. Gott allein ist ewig und beständig – und er hält mich mit all meiner Zerbrechlichkeit in seiner Hand. An ihn können wir uns wenden bei Hals- und Beinbruch, mit Dank oder voller Bitten. Und wie oft fügt er zusammen, was wir für zerbrochen halten –Gott sei Dank!

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26007
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