SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Ein Schlafsack. Eine alte, schon ziemlich zerfledderte Plastiktüte. Vollgestopft mit Habseligkeiten. Ne olle Strickmütze, zwei Hosen übereinander, zwei löchrige Pullis am Leib, noch ist der Winter nicht vorbei. Ein leichter Gestank ist sein ständiger Begleiter - die letzte Dusche ist schon etwas her... Die Haare sind lang und ungepflegt, der Blick flackert ruhelos... Erkennen Sie ihn wieder? Den Obdachlosen, der jeden Abend an der Straßenecke sitzt? Der, der immer vor Ihrem Supermarkt wartet – darauf, dass ein paar Groschen in dem Plastikbecher zu seinen Füßen landen...? Den Obdachlosen, der manchmal in dem Hauseingang direkt neben Ihrem schläft? Oder der, der durch die Straße schlurft, wenn Sie am Abend nach Hause hasten?

Nach Hause, in eine behagliche, saubere Wohnung. Wo ein weiches Sofa auf müde Knochen wartet. Wo im Kühlschrank meistens was zu Essen steht. Wo eine warme Dusche auch den größten Dreck abwäscht.

Fast alle Menschen haben dieses Bedürfnis – nach Hause zu kommen. Nach Geborgenheit. Nach einem Ort, an dem sie sicher sind. Auch Peter, der Mann an der Ecke, mit dem zerfurchten Gesicht und dem grauen Bart, der früher mal Lehrer war und immer noch stets ein Buch in seiner Tasche hat... Oder Heinrich, der vor dem Supermarkt, der eigentlich aus Österreich stammt, und dem man das immer noch anhört, obwohl er schon so lange nicht mehr dort war, immer auf Achse, immer auf der Walz... und der manchmal doch noch von Kaiserschmarrn und Topfenknödeln träumt. Oder Markus, der aus dem Hauseingang, dem ständig kalt ist, auch wenn die Sonne scheint, und dem manchmal die Tränen runterlaufen, einfach so, da kann er nix machen, sagt er...

All diese Menschen haben eine Geschichte. Und fast immer ist das auch eine Geschichte von Sehnsucht nach Geborgenheit und Sicherheit. Schaut doch mal hin. Hört doch mal zu. Denn manchmal ist das schon der Anfang.

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