SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Manchmal ist man zu schnell unterwegs. So wie der Fahrer des 24 Tonnen LKWs. Er war mitten im Kreisverkehr nach rechts auf die Seite gekippt.  Neben ihm standen nun ein Polizeiwagen, mehrere Feuerwehrautos und eine ganze Menge Schaulustige. Am nächsten Tag berichtete dann unsere Tageszeitung, der LKW sei mit „nicht angepasster Geschwindigkeit“ in den Kreisverkehr eingefahren - also auf gut Deutsch: Viel zu schnell. In der Kurve des Kreisels hat der Fahrer dann nicht mehr bremsen können, die Ladung ist verrutscht und der ganze Laster ist umgekippt.

Mich hat das nachdenklich gemacht, denn ich bin oft auch zu schnell unterwegs. Und damit meine ich nicht nur mit dem Auto. Mein ganzes Arbeits- und Lebenstempo ist oft zu schnell. Ich habe den ganzen Tag berufliche Termine. Ich kümmere mich mit um die Kinder und möchte Zeit mit meiner Frau verbringen. Ich möchte mich mit Freunden treffen. Doch der Tag ist viel zu kurz für all das, was ich gerne hineinstopfen würde. Deshalb versuche ich, schneller zu sein. Ich ertappe mich dabei, dass ich manchmal mehrere Dinge gleichzeitig tue. Ich schaue Nachrichten und beantworte gleichzeitig meine Mails. Ich telefoniere und suche dabei auf meinem Schreibtisch nach wichtigen Unterlagen. Das ist nicht gut. Ich fange an, Dinge zu vergessen. Ich mache Fehler und werde gereizt gegenüber meinen Mitmenschen.

Manchmal denke ich dann an eine Geschichte, die von Jesus erzählt wird. Er hatte einmal seine Jünger ausgesandt, damit sie in der Umgebung seine Botschaft weitersagen. Als sie zurückkehrten und sich gleich in die nächste Aufgabe stürzen wollten, da hat Jesus zu ihnen gesagt: „Ruht erst ein wenig“. Es gab Arbeit genug, aber Jesus hat seinen Jüngern zuerst eine Pause verordnet. „Runter mit dem Tempo!“, hat er angeordnet.

Mir sagen das manchmal meine Kinder oder meine Frau. Sie machen mich darauf aufmerksam, wenn ich mal wieder zu schnell im Alltag unterwegs bin oder wenn ich zu viel in kurzer Zeit erledigen möchte. Ich bin ihnen dafür dankbar. Es ist keine Faulheit ist, wenn ich manchmal eine Pause einlege oder ein bisschen langsamer mache. Im Gegenteil.

Das ist gut für mich und alle, die mit mir zu tun haben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25987
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