SWR3 Gedanken

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Welcher Mut, welches Gottvertrauen muss die beiden angetrieben haben? 80 Treppenstufen hinauf. Bis zum 2. Stock im Innenhof der Universität München. Schwer ist ihr Koffer in der Hand. Schwer pocht ihr Herz. Sophie und Hans Scholl haben das sechste Flugblatt der „Weißen Rose“ bereits vor den Hörsälen und auf den Treppen verteilt. Die restlichen Exemplare legen sie auf die Brüstung, hier oben im 2. Stock.  Sophie schubst einen Stapel von der Balustrade. Wie Friedenstauben segeln die Flugblätter in den Innenhof. Dann werden die Geschwister vom Hörsaaldiener festgehalten, von der Gestapo in Haft genommen und verhört.  Heute vor genau 75 Jahren werden Hans und Sophie Scholl am frühen Abend im Gefängnis München-Stadelheim durch die Nazis ermordet.

Hans und Sophie Scholl waren Mitglieder der Studentengruppe „Weiße Rose“*. Die „Weiße Rose“ wollte die Menschen wachrütteln: In ihren Flugblättern prangern sie den Massenmord an Juden an. Erklären, dass der Krieg verloren ist. Träumen von einem friedlichen Europa und davon, dass die Völker sich nicht bekämpfen, sondern zusammenarbeiten. In ihren Flugblättern schreiben sie: „[…] überall und zu allen Zeiten der höchsten Not sind Menschen aufgestanden, Propheten, Heilige, die ihre Freiheit gewahrt hatten, die auf den Einzigen Gott hinwiesen und mit seiner Hilfe das Volk zur Umkehr mahnten. […]“  (4. Flugblatt der weißen Rose, vgl. Denkstätte Weiße Rose, Uni München).

So ein Mut und so ein Gottvertrauen – sie haben für mich etwas Heiliges. Das sah die New York Times 1943 ähnlich und bezeichnete in einem Bericht über die Vorfälle an der Münchner Uni die Geschwister Scholl als Märtyrer. Weil sie für Prinzipien protestierten, von denen Hitler dachte, er hätte sie für immer getötet. (vgl. New York Times vom 2.8.1943, Denk Stätte Weiße Rose , Uni München). Weil ihr Gewissen und Gottvertrauen stärker war als die Angst vor der Gestapo.

„Freiheit“ (vgl. Denk Stätte Weiße Rose, Uni München)  notierte Sophie Scholl in großen Lettern auf der Rückseite der Anklageschrift. „ Es lebe die Freiheit“ (vgl. Denk Stätte Weiße Rose, Uni München) - das waren auch die letzten Worte von Hans Scholl -genau heute vor 75 Jahren.

* Recherche in der Denk Stätte Weiße Rose, Uni München, weitere Informationen zur Denk Stätte: http://www.weisse-rose-stiftung.de/denkstaette-weisse-rose-am-lichthof-der-lmu-muenchen/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25969
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