SWR3 Gedanken

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„Jessas, Maria und Josef“ - nur ein altmodischer Ausspruch, den höchstens noch die fromme Oma seufzt, wenn sie sich mit Nachdruck über etwas aufregt?

Weit gefehlt! „Jessas“, „Maria“ und „Josef“sind drei angesagte Szenecafes. Nicht in Bethlehem, sondern in Bayern. Nicht in der ländlichen Idylle, sondern in der Isarvorstadt von München, dem Ausgehviertel der Großstadthippster.

Bei „Jessas“ gibt es selbstgemachtes Eis, „Maria“ ist eine Bar direkt neben an und wer eine Party feiern will, kann das „Josef“ mieten. Ich entscheide mich in der gastronomischen Auswahl für die Gottesmutter und betrete gespannt das Lokal mit großen Marienbildern und Madonnen-Statuen an der Wand.  Lampen aus dem Morgenland schmücken die Decke.

Ich habe Hunger und muss mich zwischen zahlreichen Marien-Menüs entscheiden: Lieber „Maria in Rom“ mit Parmaschinken und Tomate-Mozzarella oder doch „Maria bei Fatima“ mit Walnüssen und Dattelcreme?

Maria, Jesus und Josef als Marketingstrategie- irgendwie verrückt und doch auch spannend. Denn während ich auf meinen arabischen Mokka warte, denke ich über die Geselligkeit der heiligen Familie nach: Bei der Hochzeit in Kana war es Maria, die sich darum sorgte, dass die Getränke für die Gäste nicht ausgehen. Und Jesus hat oft mit Menschen gegessen, die was auf dem Herzen hatten. Die einfach mal reden wollten. Jünger, Zöllner, Sünder. Beim Essen bekam er einen Draht zu ihnen.

Sich auf einen Kaffee treffen– das ist in unserem Freundeskreis wieder „in“. Kaffee trinken gehen - das bedeutet auch: Ich nehme mir bewusst Zeit für dich, will wissen wie es dir geht. Und ich glaube: Wo Menschen füreinander offene Ohren haben, sich zuhören und Anteil nehmen, da ist immer auch Gott dabei. Egal, ob das Lokal nun den Namen der heiligen Familie trägt oder nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25966
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