SWR2 Wort zum Tag

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ET - nach Hause, telefonieren... dieses Sehnsuchtswort des kleinen Außerirdischen aus Steven Spielbergs Film hat mich beim ersten Sehen zu Tränen gerührt. Irgendwie auf die Erde geplumpst, von unverständigen Erwachsenen verfolgt, nur zwei Kinder, die ihm helfen wollen. Wer den Film damals gesehen hat, erinnert sich an den leuchtenden Zeigefinger: ET - nach Hause telefonieren... Welche Erleichterung, als endlich das rettende Raumschiff gelandet ist. Nach Hause wollen, was das für ein Gefühl ist, das kann wohl jeder Mensch nachfühlen.

Heimat - was ist das? Es sind Gerüche, eine Lieblingsspeise, die Silhouette einer Landschaft, die vertraute Krümmung eines Flusses, Straßen, die man im Schlaf entlanglaufen kann, ohne nachzudenken, bekannte Namen, ein Dialekt, Erinnerungen, alte Geschichten, unzählige Male erzählt.

Als Menschen auf der Suche, mit der Sehnsucht nach Heimat im Herzen, so beschreibt der Hebräerbrief der Bibel die Glaubenden. Ihr Schicksal ist es, auf dem Weg zu sein. Und selbst, wenn sie schon ihre Füße auf dem verheißenen Land bewegen, sind sie doch Fremdlinge und nicht zu Hause.

Gerade diese Fremdheit ist ein Indiz dafür, dass Glaube einen realistischen Blick auf das Leben gibt. Christsein bedeutet, fremd zu sein und damit zu leben. Um des Glaubens willen. Denn kein Mensch ist ganz zuhause, auch nicht bei sich selbst! Keiner gehört sich selbst, und keiner lebt nur für sich.

Das klingt vielleicht wenig vielversprechend, ist aber eine große Chance auf Freiheit und Unabhängigkeit.  Ein alter Jesuitenpater hat mir erzählt, wie er als junger Mann während der Probezeit von seinem Orden aus seiner vertrauten Südtiroler Heimat in eine graue Stadtlandschaft, fern aller Berge, versetzt wurde. Er ist vor Heimweh fast gestorben. Es war gewiss eine ziemlich harte Schule des Glaubens, doch eine, die ihm die Augen für die Wirklichkeit geöffnet hat.

Seitdem weiß er: Glauben heißt, fremd zu sein, doch nicht ohne Verheißung! „Wir haben hier keine bleibende Stadt, aber die zukünftige suchen wir“ heißt es im Hebräerbrief. Auch das ist ein Sehnsuchtswort. Die Wanderung durch die Zeit findet zwar kein Ziel, keine Heimat, die tatsächlich dauerhafte Geborgenheit schenkt, doch es gibt ein Versprechen: „Nach Hause…“. Eine Hoffnung, eine Kraft, die Menschen hilft, die Heimatlosigkeit auszuhalten, die Fremde auch, und unterwegs zu sein. In einem fremden, aufregenden, spannenden und spannungsvollem, in einem gottgeschenkten Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25958
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