SWR2 Wort zum Tag

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„Zeig Dich“. Dieses Motto hat die evangelische Kirche für die Fastenzeit in diesem Jahr ausgegeben. Die heute beginnt. Die evangelische Kirche regt dazu an, die Zeit bis Ostern  besonders zu gestalten: Als Zeit, die eigene Freiheit zu üben So versteht sich die Fastenzeit in evangelischer Perspektive.

Also nicht primär fasten im Sinn von abnehmen, um gesünder oder schöner zu werden. Auch nicht den Nachweis erbringen, wie groß man ist beim Verzichten. Evangelisch gesehen geht es beim Fasten darum, seine Freiheit zu trainieren. An Stellen, wo sie gefährdet ist. Wo ich sie preisgegeben habe. Vielleicht aus Bequemlichkeit, aus Angst oder in den Routinen des Alltags. „Zeig Dich - sieben Wochen ohne kneifen.“

Wo brauchen wir das? Wo hat meine und Ihre Freiheit Dellen bekommen oder Schwachstellen?
Eine scheint mir fast archetypisch. Jedenfalls wird davon schon in biblischer Zeit erzählt: Zwei Brüder gehen sich aus dem Weg. Sie können nicht mehr frei und ehrlich miteinander umgehen. Genauer der eine weicht aus. Er hat seinen Bruder ums Erbe betrogen und sich dann ins Ausland abgesetzt. Damit er ihm nicht offen unter die Augen treten muss. Er lebt scheinbar gut mit diesem Schatten auf seiner Lebensgeschichte, wenn auch nicht frei. Eher getrieben. Man könnte denken, mit der Zeit gewöhnt man sich an so ein Dunkel, das man in sich trägt. Jakob nicht. Je älter er wird, umso klarer wird ihm: Ich will und muss mich meinem Bruder wieder offen zeigen können.

Es sind harte Kämpfe, die Jakob mit sich, seiner Angst und auch mit Gott ausfechten muss. Bevor er sich zeigen kann. Aber am Ende weicht er der Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit nicht mehr aus, er stellt sich.
Und das Gute. Als Jakob sich traut und offen zu seinen Fehlern steht, da kann der Bruder, den er betrogen hat, ihn ansehen und ihm verzeihen.

„Zeig Dich - 7 Wochen ohne kneifen.“
Zum Glück kann man seine Freiheit nicht nur üben, indem man seine Fehlbarkeit zeigt. Zeig Dein Mitgefühl; zeig Deine Liebe; zeig Deine Hoffnung; zeig, wofür Du stehst; zeig Dich Gott.“

Weite Felder, jedes für sich genommen schon richtig groß, um Freiheit zu üben. In einem Kalender, der mich durch die Fastenzeit begleitet, habe ich diese Stichworte gefunden. Und konkrete Anregungen dafür, wie man diese großen Worte in Alltagspäckchen überführen kann. ZB. „zeig wofür Du stehst.“ ZB. Auch für den Schutz unseres Klimas. Und da bedeutet Freiheit auch, übergroße Ansprüche sein zu lassen. Freiheit ist ein richtig schönes Übungsfeld.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25911
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