SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Ich habe ein neues Wort für mich entdeckt. Chillen. Kennen Sie es? Chillen kommt aus dem Englischen und wer es buchstabiert mag meinen, dass es etwas mit Chilli zu tun hat, diesen heftig scharfen Pfefferschoten, die einem den ganzen Mund verbrennen, wenn man nicht aufpasst und zu viel davon nimmt. Aber weit gefehlt. Das Gegenteil ist der Fall. Chillen heißt kühlen, abkühlen.

Im amerikanischen Slang bedeutet es im übertragenen Sinn dann auch sich beruhigen, sich entspannen, faulenzen, rumhängen, abhängen. Und genau so wird es bei uns vor allem von Jugendlichen verwendet.
Meistens gehört dazu ein Sessel, ein Sofa oder Liegestuhl, in dem man es sich gemütlich machen und sich im wahrsten Sinne des Wortes hängen lassen kann, am besten noch mit ruhiger Musik und etwas Gutem zu Trinken in der Hand. Ein Moment, in dem man auf die Dinge sieht und alles einmal gut sein lassen kann.

Ich glaube, es war Gott, der das Chillen erfunden hat. Wie erzählt die Bibel: Nachdem Gott die Welt erschaffen hatte, sah Gott alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Und so ruhte er am siebten Tag von allen seinen Werken. Es ist ein gehaltvolles Ruhen. Da wird ein ganz stringenter Bogen vom Tun zum Lassen gespannt. Erst mit diesem Ruhetag vollendet Gott sein Werk. Im Rückblick auf das, was er gemacht hat, im Wahrnehmen eines Großen und Ganzen und im es so sein lassen. Und weil er gemerkt hat, wie gut ihm das getan hat, hat er diesen Tag gesegnet und ihn auch den Menschen ins Stammbuch geschrieben.

Ich glaube, er weiß nur zu gut, wie wichtig uns die Arbeit ist, und überhaupt, wie schnell wir uns auf irgendetwas draufschaffen, physisch und psychisch, und gar nicht mehr davon herunterkommen. Wir nehmen uns dann nicht mehr die doch notwendige Zeit, etwas ruhen zu lassen, etwas einfach einmal gut sein lassen und die Dinge im Ganzen in den Blick zu nehmen.

Deswegen, so steht es in der Bibel, soll der Mensch am siebten Tage ruhen. Einfach einmal chillen. Ich finde, das ist genau das richtige Wort dafür. Nichts tun. Sehen, was gut ist. Die Gedanken kommen und wieder gehen lassen. Herunterkommen. Sich entspannen, hängen lassen.

Morgen ist Sonntag. Da habe ich wieder die Chance dazu. Und Sie vielleicht auch. Am Chill-Tag der Woche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25908
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