SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Wo gehöre ich eigentlich hin? Diese Frage hat sich vermutlich jeder schon einmal in seinem Leben gestellt. Als Jugendlicher auf der Suche nach dem eigenen Weg und auch später als Erwachsener in Phasen des Umbruchs oder der Krise.

Einen solchen Ort, an dem man daheim ist, hat man oder findet man nicht nur geographisch. In einem Dorf, einer Stadt, einer Gegend. Einen solchen Ort kann man auch in einem anderen Menschen finden. Wenn zwei sich kennen und lieben lernen und sich die Liebe vertieft und verfestigt, wird der andere zur Heimat, der man sich verbunden weiß und der man am liebsten für immer angehören möchte.

Ich erinnere mich an meine Hochzeit: Der Moment, in dem meine Frau und ich vor dem Altar standen und einander versprochen haben: Ich will dich lieben und ehren und für dich da sein in guten wie in schlechten Tagen. Ich weiß, von heute an gehöre ich zu dir. Und du zu mir. Es war ein bewegender Moment. Für uns als Brautpaar wie für die Angehörigen.

Mit ebenso bewegtem Herzen habe ich gelesen, dass Gott genau solch ein Versprechen uns Menschen gegenüber gegeben hat. Der Prophet Hesekiel hat dieses Versprechen gehört, im Herzen erfahren, hat es für seine Zeitgenossen aufgeschrieben und überliefert. Er schreibt: Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein. (Hes 37,27)

Die Erde, wir Menschen, sind also die Gegend, der Ort, an dem Gott leben, wohnen will. Ich habe gelesen, dass das Wort Wohnung etymologisch mit zufrieden sein, sich wohlfühlen zu tun hat. Auch mit bleiben, verweilen, ausharren, sich fügen, sich gewöhnen.

Da erklingt die ganze Bandbreite, die das Zusammenleben von Menschen ausmacht. Genauso will Gott, der Ewige und Allmächtige, bei uns sein, will eine Heimat finden bei uns. Er will sich aufmachen aus der Ruhe und Weite der Ewigkeit in das kleine, fragende Herz eines Menschen. Hier ist der Ort, sagt Gott, von dem ich weiß, da gehöre ich hin.

Mich bewegt das, weil es mich an den Moment meiner Hochzeit erinnert. Gott gibt mir ein Treueversprechen. Ich bin der Ort, an dem Gott sein will. Unbedingt. Weil er zu mir gehören will. Immer bei mir sein will. An guten und an schlechten Tagen. Das empfinde ich als unglaublich mutmachend, aufrichtend und stärkend. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als dass Gott solches zu mir sagt.

Vielleicht gibt Gottes Versprechen ja auch Ihnen Kraft und Mut im Alltag Ihres Lebens. Ich wünsche es Ihnen von Herzen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25906
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