Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Gibt es eigentlich den alten Stammtisch noch? Den Ort, an dem sich früher die Honoratioren trafen, um über Gott und die Welt zu sprechen? Bierernst und feuchtfröhlich zugleich? Wer am Stammtisch sitzen durfte, der gehörte dazu. Der Stammtisch hat die wichtigen Leute im Dorf und in der Region geradezu geadelt.Da saßen dann Bürgermeister, Doktores, Apotheker, Lehrer, Förster und wohlhabende Bauern und haben sich die Welt erklärt. Ortsfremden und ärmeren Leuten war dieser Tisch verwehrt. Frauen ebenso.

Alle lokalen Neuigkeiten, Gerüchte und vermeintlichen Skandale wurden da lustvoll durch die Mangel gedreht. Manchmal auf Teufel komm raus. Und der kam dann auch manchmal raus. Oft ist das ausgerechnet nach dem Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes geschehen. Deshalb standen ja auch Kirche und Gasthaus so nahe beisammen. Geographisch zumindest.

Das war die Zeit, in der die Männer noch in die Kirche gingen. Erst zum Altar, dann zum Tresen. Es galt, zuerst die Herzen erheben und dann das Glas. Diese Art von Stammtischen gibt es wohl kaum noch heute. Das ist vielleicht auch ganz gut so, denn wirklich offen und demokratisch waren diese Treffen ja eher nicht.

Aber so einen Ort zu haben, an dem man gemeinsam an einem Tisch sitzt und zusammen beredet, was wirklich wichtig ist, für das Dorf, die Stadt und einen selbst. Das wäre schon schön. Und vorher in die Kirche. Jetzt am Wochenende könnte mal wieder Beides vorkommen.

Und dann könnten wir uns treffen. Rundum den Altar zuerst und auf die Freundschaft mit Gott anstoßen und vom einzigen Brot essen, auf das einem nichts geschmiert wird, um anschließend beim Frühschoppen einen auszugeben für die Verbundenheit vor Ort, in unserer Straße.
Männer und Frauen. Alle, die es angeht und die Lust haben. Wir brauchen solche Orte der Begegnung. Sie sind ein Stück unserer Kultur, ohne sie vergessen wir uns und Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25846
weiterlesen...