SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Alter schützt vor Hoffnung nicht. Gott sei Dank. Dieses Versprechen verbinde ich mit dem heutigen 2. Februar. Im kirchlichen Kalender heißt er „Tag der Darstellung des Herrn“. Die biblische Geschichte dahinter erzählt von Simeon. Er ist alt geworden, aber nicht hoffnungslos.

40 Tage nach Jesu Geburt, so wird im Lukasevangelium erzählt, bringen seine Eltern Jesus in den Tempel nach Jerusalem. Dort trifft die Familie den alten Propheten Simeon. Es ist eine berührende Begegnung zwischen dem alten Mann und dem neugeborenen Kind. Voll Freude nimmt der Alte Jesus auf seinen Arm und lobt Gott: „Herr“, sagt er, „du hast dein Wort gehalten, jetzt kann ich, dein Diener, in Frieden sterben. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen: Du hast uns Rettung gebracht, die ganze Welt wird es erfahren.“ (Lukas 2,29ff)

Für Simeon hat sich in diesem Moment, in dem er das Kind auf seinem Arm hält, sein Leben erfüllt. Er kann jetzt in Frieden sterben, wie er sagt. Aber es ist nicht nur das, was mich an der Geschichte berührt. Mich beeindruckt zweierlei an Simeon.

Das erste ist: Simeon ist alt geworden – aber er hat nicht aufgehört zu hoffen. Seine Hoffnung nährt sich aus seinem Glauben – aber sie hat viel mit der Welt zu tun, in der er lebt. Er sieht die schlimmen Umstände in Israel zu seiner Zeit, die Not der Armen, die politische Unterdrückung. Er weiß: So darf es nicht einfach weitergehen. Und er glaubt fest daran: Gott wird helfen, dass wieder Frieden und Gerechtigkeit einkehren.

Darin ist Simeon für mich ein Vorbild: Wie er möchte ich, auch wenn ich älter werde, mich nicht abfinden mit den Ungerechtigkeiten in der Welt. Schon gar nicht zynisch werden – sondern wach bleiben und die Hoffnung wachhalten, dass eine bessere Welt möglich ist.

Und noch etwas Zweites beeindruckt mich an Simeon: Simeon sieht! Er erkennt in einem Säugling ein Hoffnungszeichen von Gott. Das wünsche ich mir auch. Dass ich weiterhin Augen habe auch für die kleinen und unscheinbaren Zeichen der Hoffnung, die mir begegnen – in guten Ideen, im gemeinsamen Lachen, in einem tröstenden Wort, oder eben auch – wie Simeon, in einem neugeborenen Kind.

Hoffnung ist auch eine Frage des Blickwinkels. Und ich möchte an ihr festhalten. So wie der alte Simeon, der seinen Frieden gefunden hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25833
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