SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Wenn mein Sitznachbar im Bus Gott wäre, würde ich ihn erkennen? Würde ich ihm einen Platz anbieten? Oder würde ich mich auf meinem Sitz verkriechen und meinen Kopf wegdrehen, um seinen müden Blick nicht zu sehen?

Wenn meine Frau Gott wäre, würde ich ihn erkennen? Würde ihn achten und ehren? Oder würde ich in die nächste Kneipe gehen, um seine Klagen nicht zu hören?

Wenn mein Freund Gott wäre, würde ich ihn erkennen? Würde ihn ernst nehmen und respektieren? Oder würde ich seine Tränen nicht ertragen, weil sie mir den Feierabend verderben?

Wenn mein Kind Gott wäre, würde ich ihn erkennen? Würde ihm zu einem eigenverantwortlichen und eigenständigen Leben helfen? Oder würde ich ihn an mich binden, um mein eigenes Leben aufzuwerten?

Wenn der Fremde auf der Straße Gott wäre, würde ich ihn erkennen? Würde ihm freundlich begegnen und hilfsbereit sein? Oder würde ich ihm aus dem Weg gehen, um mir keine Schwierigkeiten einzuhandeln?

Wenn das traurige Gesicht im Fernsehen Gott wäre, würde ich ihn erkennen? Würde ich meine Kraft und meine Energie und meine Stimme für ihn einsetzen? Oder würde ich einfach die Fernbedienung nehmen und weiterzappen, weil mich das alles ja doch nichts angeht?

Mein Sitznachbar im Bus ist nicht Gott. Meine Frau ist nicht Gott. Mein Kind ist nicht Gott. Der Fremde ist nicht Gott. Das Gesicht im Fernsehen ist nicht Gott. Oder doch?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25830
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