SWR3 Gedanken

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Aua! Schon wieder mit dem Fuß gegen einen Karton gestoßen. Seit wir vor zwei Jahren umgezogen sind, stehen die schon im Keller. Eigentlich wollte ich sie längst ausräumen und sortieren. Aber ich drücke mich vor der aufwändigen Aufräumaktion. Leider rächt sich das immer wieder, denn von alleine erledigt sich das nicht und so schiebe ich die Kartons seit Jahren von einer Ecke in die andere und stoße doch immer wieder dran.

So ist es irgendwie mit allen Dingen aus der Vergangenheit, um die ich mich nicht kümmere. Auch in meinem Inneren gibt es eine Art Keller, in dem ich verschiedene Dinge aus meiner Vergangenheit verstaut habe. Erinnerungen, Erfahrungen, Erlebnisse, Gefühle. Manche von denen, die mich belastet haben, habe ich einfach in die hinterste Ecke geschoben und beschlossen, mich irgendwann mal darum zu kümmern. Aber es ist wie mit den realen Kartons: Es erledigt sich nicht von allein und irgendwie stößt man immer wieder dran. So ein unerwarteter Zusammenprall mit einer unverarbeiteten Erfahrung kann ganz schön schmerzhaft sein. Genau genommen sind die meisten dieser verdrängten Dinge sehr schmerzhaft, deshalb habe ich sie ja in der hintersten Ecke verstaut. Aber auch emotionale Belastungen lassen sich nicht auf Dauer in seelischen Kartons verstauen. Irgendwann ist es einfach an der Zeit, aufzuräumen.

Wie bei den realen Kartons auch, muss ich meine seelischen Kartons früher oder später öffnen. Alleine oder notfalls auch mit einem Helfer. Und dann muss ich mich mit den Erfahrungen und Erinnerungen befassen. Mich mit ihnen auseinandersetzen. Nur dann kann ich sie sortieren und dafür sorgen, dass sie ihren richtigen Platz finden. Das ist aufwändig und anstrengend, oft auch schmerzhaft. Aber es ist die einzige Möglichkeit, wieder Ordnung in meinen seelischen Keller zu bringen. Und Ruhe in mein Leben.

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