SWR3 Gedanken

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Nie wollte ich eine von den Müttern werden, die überall und ununterbrochen über Schwangerschaft und Kinder reden. Weil ich das unsensibel finde, gegenüber den Frauen, die vielleicht keine Kinder bekommen können oder keine wollen. Aber ich mache gerade eine bemerkenswerte Erfahrung, die mich dann doch über Schwangerschaft reden lässt: Seit ich schwanger bin, lerne ich die Menschen von einer ganz anderen Seite kennen. Denn mein Bauch scheint ein Wunderbauch zu sein. Er bringt Menschen zum Lächeln und Autofahrer zum Anhalten. Und im Bus stehen sogar schwerfällig-coole Teenager auf und bieten mir ihren Platz an. Einfach wunderbar, wie freundlich Menschen sein können.

Sehr besonders sind Blicke junger Mütter. Ein wissendes Lächeln. Eine seltsame, tiefe Verbundenheit mit einer völlig fremden Person. Aber auch kinderlose Frauen, ältere, jüngere und Männer allen Alters verhalten sich rücksichtsvoll und freundlich.

Natürlich nicht alle. Ich musste auch schon bissige Kommentare wegen der Schwangerschaft einstecken. Sprüche wie: „Tja, wenn man zu faul ist zum arbeiten, dann kriegt man halt mal schnell ein Kind!“ Aber das sind Ausnahmen, insgesamt ist die Hilfsbereitschaft und die Freundlichkeit der Menschen  überwältigend.

Und das bringt mich zu einer Frage, die mich seither nicht mehr los lässt: Warum ist das nicht immer so? Ja, ich verstehe schon, dass viele Menschen deshalb freundlich sind, weil sie Respekt vor dem so offensichtlich entstehenden Leben haben und sich mit darüber freuen. Vielleicht auch, weil sie wissen, dass eine Schwangerschaft körperlich belastend ist und in ihrer Freundlichkeit auch Rücksichtnahme steckt. All das ist ganz wunderbar. Aber was wäre, wenn Menschen immer so zueinander wären wie zu Schwangeren? Wie würde die Welt und das Leben dann aussehen? Eigentlich stammt doch jeder Mensch aus einem Wunderbauch. Und bleibt er nicht auch dann ein Wunder, wenn er raus ist aus dem Bauch? 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25789
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