SWR3 Gedanken

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Zack! Absolute Dunkelheit. Stromausfall. Ausgerechnet jetzt befinde ich mich in der hintersten Ecke unseres Kellers bei den Saftkartons. Langsam taste ich mich vorwärts, stoße mich dabei immer wieder an Dingen, die ich nicht erkennen kann. Hilflos taste ich mich Richtung Tür. Unheimlich. Plötzlich ein Lichtschimmer. Mein Mann kommt mit einer Taschenlampe. Erleichtert erkenne ich, wo ich bin, was um mich herum ist und vor allem wo der richtige Weg zum Ausgang ist.

Dabei fällt mir ein Satz ein, den Jesus mal gesagt hat: „Ihr seid das Licht der Welt“.[1] Mit „Ihr“ meint Jesus dabei seine Freundinnen und Freunde. Bisher habe ich diesen Satz Jesu einfach so hingenommen. Aber jetzt, wo ich am eigenen Leib gespürt hab, wie wichtig das Licht ist, wenn man sich in absoluter Dunkelheit verloren und hilflos fühlt, wird mir plötzlich die tiefe Symbolik dieser Aussage bewusst. Und ich finde dieses Bild stark: Menschen die für andere ein Licht sind.

Dunkelheit im übertragenen Sinn, begegnet uns immer wieder im Leben. Besonders in Verlustsituationen. Bei Trauer, Liebeskummer, Abschied. Aber auch in anderen schweren Lebenssituationen, wenn sich ein Gefühl der Orientierungslosigkeit oder Hilflosigkeit breit macht und man allein keinen Ausweg mehr findet. Auch Depressionen lassen die Welt und das Leben dunkel erscheinen. In all diesen Situationen können Menschen einander ein Licht sein. 

Das kann zum Beispiel bedeuten, dass man die Trauer eines Menschen zulässt und mit ihm aushält, bis dieser wieder die schönen und hellen Seiten des Lebens sehen kann.

Dass man jemanden, der Liebeskummer hat, spüren lässt, dass man eine Ahnung hat, wie es ihm geht, und ihm Mut macht, bis sich sein Gemüt wieder aufhellt.

Oder einem Menschen, der gerade eine Depression hat hilft, sich an dem Gedanken festzuhalten, dass es auch für ihn wieder Licht im Leben gibt, auch wenn er es zur Zeit einfach nicht sehen kann.

 


[1]     Mt 5,14

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25784
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