Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Nichts muss so bleiben wie es ist! Und nichts muss so werden wie es war! Denn: das Wunderbare an uns Menschen ist, wir können aus unseren Fehlern lernen. Aber um das zu tun, müssen wir sie erst einmal erkennen und aushalten. Heute ist das besonders schwer. Heute vor dreiundsiebzig Jahren sind Teile der Roten Armee in Auschwitz eingetroffen. Sie haben das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit. Und sie haben unvorstellbares Leid gesehen. Ein Leid, das Menschen einander angetan hatten.

Das finde ich heute besonders schlimm: Die, die erniedrigt haben, vergast, gemordet – das waren ganz normale Menschen. Es könnten unsere Eltern, Großeltern, Urgroßeltern gewesen sein. Wer weiß, was ich an ihrer Stelle getan hätte. Sich das immer wieder bewusst zu machen ist schmerzhaft. Und viele würden deshalb lieber gar nicht mehr darüber reden. Aber: der Schmerz gehört zu der Erinnerung dazu. Überall auf der Welt setzen sich Menschen heute diesem Schmerz der Erinnerung aus. Der 27. Januar ist weltweit der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Und die zurück denken sind sich darin einig: Auschwitz darf sich niemals wiederholen.

Und ich glaube: Wir heute, sie und ich, können dafür sorgen, dass es nicht wieder so weit kommt. Es liegt in unserer Hand. Wir alle haben die Fähigkeit zu lernen und es besser zu machen. In der christlichen Tradition gibt es dafür Worte: Sie heißen Umkehr und Buße! Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ hat Jesus gesagt. Schon vor über 2000 Jahren hat er daran erinnert, dass man aus Fehlern lernen kann. Dass Menschen sich zum Guten verändern können. Und dass sich mit Ihnen die Welt zum Guten verändern kann. Und für ihn war damals schon klar: Das ist kein leichter Weg. Aber es ist einer, der zu neuem Leben führt.

Daran erinnere ich mich heute:  Nichts muss so bleiben wie es ist! Und nichts muss so werden wie es war! Sie und ich können dafür sorgen, dass die Opfer nicht vergessen werden und es keine neuen Opfer geben wird. Wir können tolerant und respektvoll umgehen miteinander. Wir können Hilfesuchende willkommen heißen und denen beistehen, die uns brauchen – unabhängig davon wo sie herkommen, an welchen Gott sie glauben oder wen sie lieben. Wir können Vielfalt als Geschenk erkennen und Nächstenliebe wörtlich nehmen.

Weil wir Menschen sind und eine wunderbare und einzigartige Fähigkeit besitzen: Wir können aus unseren Fehlern lernen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25775
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