SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Wenn ich mit zu hohem Tempo auf der Straße geblitzt werde –
egal, ob das jetzt eine besonders unfallträchtige Stelle ist:
Dann war ich mal wieder nachlässig, abgelenkt,
hatte mich einfach angepasst ans Tempo der anderen –
alles schlecht, sollte ich alles vermeiden.
Aber bin ich deswegen ein Temposünder?

Zu hohes Tempo; Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit:
klare Begriffe.
Sünde ist schon ein bisschen schwieriger zu verstehen.
Sünderin oder Sünder ist jemand,
die oder der sich bewusst gegen Gott entscheidet
oder für etwas Böses und dann auch so handelt.
Wer sich selbst zum Maßstab macht,
wer meint, die Gesetze selbst bestimmen zu können
und sich nur an die eigenen Regeln hält,
setzt sich sozusagen an Gottes Stelle.
Das war jetzt mal ein bisschen Katechismus…

Und ja: ganz ganz selten
entscheide ich mich auch mal bewusst gegen das Gute
und damit wenigstens indirekt gegen andere Menschen und gegen Gott.
Aber wenn ich ein bisschen träume oder einfach im Verkehrsfluss mitfahre
oder es einfach nur  ein wenig zu eilig habe:
das soll Sünde sein?
also bewusste Entscheidung gegen das Gute oder gar gegen Gott?

Schon klar: mit hundert Sachen durch Trier –
das wäre noch mal eine andere Nummer.
Das geht nur unter viel Alkohol oder mit richtig bösen Absichten –
und sei es nur für den Nervenkitzel auf Kosten von anderen Menschen…
Dann, zugegeben, wäre ich tatsächlich ein „Tempo-Sünder“.

Das Problem ist sozusagen der Zwischenraum –
ab wann wird’s richtig schlimm?
Schon bei richtigen Sünden funktioniert die Unterscheidung nur mäßig –
Moraltheologen sprechen da von lässlicher Sünde und schwerer Sünde
oder Todsünde.
In der Debatte über die Raser auf der Straße
schlage ich vor, auf den Begriff „Temposünder“ lieber zu verzichten.
Rasen, Schnellfahren, unangepasste Geschwindigkeit – geht doch auch so.
Beziehungsweise geht natürlich gar nicht!
Denn es stimmt natürlich – auf der Straße wie bei der Sünde:
da muss was anders werden.
Anhalten heißt das im allgemeinen Leben; Gewissenserforschung halten
und umkehren.  Wenn nötig, bitte wenden.
Das wäre auf der Autobahn schwierig –
da heißt umkehren Fuß vom Gas und auf die Bremse.

Sehr viele von uns müssen umkehren und neu anfangen –
und zwar am liebsten noch heute und viel langsamer als bisher so oft!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25765
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