SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Was sollen wir denn jetzt tun?“ (Lukas 3,10) Am Beginn eines neuen Tages und am Anfang eines neuen Jahres brennt diese Frage vielen Menschen auf den Nägeln. Das Jammern über den aktuellen Zustand der Welt löst keines der großen Herausforderungen. Wichtig ist nicht nur die Ansicht der vielfältigen Problemlagen. Wichtig ist auch die Aussicht, die Menschen haben.

„Was sollen wir denn jetzt tun?“ Wenn diese Frage gestellt wird, spüre ich oft ein Zusammenzucken. Nein, nur keine Ratschläge geben. Nachher werde ich noch dafür haftbar gemacht, wenn’s nicht klappt. Und wenn’s ganz unbarmherzig wird, heißt es: „Das ist dein Problem!“ Ich finde es schade, dass Ratschläge so ganz aus der Mode gekommen sind. Nein, kein billiges „Kopf hoch!“ Auch kein einfaches „Weiter so!“ Vielmehr ein gründlicher Blick auf die Situation. Und dann ein mutiges – ein Mut machendes – Wort zu dem, was weiterhelfen könnte.

Die Frage danach, wo ein Ausweg aus der Krise liegen könnte, ist nicht neu. Johannes der Täufer wurde auch schon so gefragt. Von den Leuten, denen er zuvor eine heftige Standpauke gehalten hat. Johannes ist nicht zurückhaltend mit Ratschlägen. Er gibt klare Anweisungen (Lukas 3,11-14):  „Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer genug zu essen hat, mache es genauso.“ Teilen ist also angesagt! Kein schlechter Tipp auch für die Gegenwart, in der die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinandergeht. Johannes rät weiter: „Wer Geldforderungen erhebt, fordere nicht mehr, als angemessen und erlaubt ist!“ Den Bogen überspannen, das geht nicht. Der dritte Rat des Johannes: „Tut niemandem Gewalt an!“ Die Aufforderung zum Verzicht auf Gewalt ist, finde, derzeit dringlicher denn je.

Ich traue mich meist gar nicht, so eindeutig und klar zu reden wie Johannes. Dabei würde ich gerne noch ein paar Ratschläge anfügen. Vielleicht nicht so direkt. Eher in einer Art gemeinsamer Suchbewegung. „Hast Du eine Idee, wo du dich engagieren könntest? Was könnte dir Mut machen, um zu widersprechen, wenn Menschen andere bloß stellen und klein machen? Was, meinst du, könnte ich noch tun, damit die Welt ein klein wenig besser wird?“

Ich erlebe Menschen meist als dankbar, wenn sie einen ehrlich gemeinten Ratschlag erhalten oder zu einer klaren Antwort finden. Und ich will ja auch selber wissen, was ich tun soll.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25743
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