SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Was ist gut, was ist schlecht? Wer sind die Guten? Wer sind die Bösen? Diese Fragen stellen sich in meinem Leben permanent. Und ich weiß da oft keine Antwort. Der Schriftsteller Eugen Roth hat in einem seiner Kurzgedichte diese Problematik auf den Punkt gebracht:

„Ein Mensch ist fest dazu entschlossen, das gute Kräutchen wird begossen,

das Schlechte aber ausgerottet. Doch ach, des Lebens Wachstum spottet,

oft fällt’s schwer sich zu entschließen, soll man nun rotten oder gießen.“

Mit der Bibel in der Hand könnte man sagen: Wie wär’s mit wachsen lassen! Jesus erzählt hierzu das Gleichnis vom Unkraut und dem Weizen (Mt 13,24-43):

Ein Mann wirft guten Samen auf seinen Acker. Der Feind aber sät, während der Mann schläft, Unkraut dazwischen. Beides wächst und der Mann lässt auch beides wachsen. Erst bei der Ernte trennt er den Weizen vom Unkraut. Der Weizen kommt in die Scheune und das Unkraut wird verbrannt. Das Schöne an diesem Gleichnis: Jesus liefert auch gleich die Auslegung dazu. Der Mann, der den guten Samen sät ist der Menschensohn, sprich Jesus selbst. Der Feind ist der Teufel, also das personifizierte Böse und der Acker die Welt. Der gute Same sind die Guten, das Unkraut sind die Bösen und die Ernte, wo Unkraut und Weizen von einander getrennt werden, ist das Ende der Welt.

Ich finde es gut, dass erst am Ende der Welt entschieden wird, wer die Guten und wer die Bösen sind. Es enthebt mich von der Pflicht, dies jetzt entscheiden zu müssen. Und ich werde es auch am Ende der Welt nicht entscheiden, denn ich bin nicht der Herr der Ernte. Das ist Gott selbst. Ihm möchte ich das gerne überlassen, zu entscheiden was Unkraut und was Weizen ist. Und bis dahin muss ich damit leben: „oft ist es schwer mich zu entschließen, soll ich nun rotten oder gießen“

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