Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ich bin froh, wenn die dunkle Zeit vorbei ist.“ Hans-Peter schaut trübe in sein Glas.
„Warum“, frage ich, „wirst du depressiv? Musst du nicht. Es wird doch schon wieder heller. Wir gehen der Sonne entgegen. Es wird bald Frühling.“ Er schaut hoch: „Nein, ich werd‘ nicht depressiv. Ich werd‘ arm!“

Ich verstehe nicht und er erklärt: „Ich gehe jeden Morgen durch alle Zimmer im Haus und mache das Licht aus. Meine ganze Familie lässt das Licht an. Mein Sohn in seinem Zimmer, meine Frau im Wohnzimmer und meine Tochter im Bad. Überall brennt Licht.“

„Das kenne ich“, sage ich, „das geht mir auch so. Aber ich verstehe das auch. Klar ist es gut und wichtig, Energie zu sparen. Aber ich stehe auch nicht gern auf, wenn es dunkel ist. Ich brauche auch Licht, um munter zu werden. Licht ist warm, Licht heißt: Komm, heute wird ein guter Tag.“

„Und deshalb hat sich Jesus wahrscheinlich mit dem Licht verglichen, oder?“ „Ich denke schon“, antworte ich, „Licht war schon immer ein Zeichen, dass etwas gut ist. Wo Licht ist, da ist Leben. Wo Licht ist, da findet man seinen Weg. Und da ist es warm. Ich bin das Licht der Welt! Heißt: Wo ich bin, da kann man gut leben. Wo ich bin, da ist es warm und geborgen. Und wer sich an mir orientiert, der findet einen guten Weg.“

„Das mit dem Weg gefällt mir“, sagt Hans-Peter, „damit kann ich was anfangen. Bei den Kindern im Zimmer ist das ganz wichtig. Da fällt man ja sonst über alles drüber. Wenn man da im Dunkeln durchgeht, muss man aufpassen, dass man nicht in was reintritt.“
„Na also“, sage ich, „dann weißt du doch, warum da Licht sein muss. Damit du sicher deinen Weg findest. Durch das Kinderzimmer.“

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