SWR2 Wort zum Tag

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Schenken ist ein heikles Thema. Für die meisten Männer. Viele von uns umgehen es lieber. Aber der heutige Feiertag „Dreikönig“ nötigt und inspiriert geradezu, doch mal übers „Schenken“ nachzudenken. Oder bescheidener, über männliches Schenken. Über weibliches Schenken traue ich mir eigentlich kein Urteil zu.

Außerdem in der biblischen Geschichte, die den heutigen Feiertag begründet, stehen eben drei schenkende Männer. „Schenkende Männer“: Immer noch so besonders, dass einigen Bundesländer das Gedenken an sie einen arbeitsfreien Feiertag wert ist.

Schenken ist ein heikles Thema, für Männer, habe ich gesagt: Die meisten von uns empfinden es schon praktisch als anstrengend. Aber vielleicht ist der eigentliche Grund dafür, dass jedes Schenken ein Risiko in sich trägt: Man kann sich beim Schenken vertun. Eigentlich will ich mit meinem Geschenk den oder die andere erreichen, aber es kann sie oder ihn auch verfehlen. Und dann steht man da und muss erkennen, mein Geschenk sagt viel über mich, dabei wollte ich doch unsere Beziehung lebendig werden lassen. Jedes Geschenk birgt das Risiko, zum Psychogramm zu verkümmern, anstatt zu Soziogramm.

Diesem Risiko würde mann gern ausweichen, kann es aber nicht. Es sei denn man ließe das Schenken ganz sein. Aber das doch auch nicht. Man kann nicht nur in Tauschbeziehungen leben. Es gibt Beziehungen, die muss man schenken. Weil sie tiefer gehen und höher hinaus als geschäftliche. Manche Beziehungen sterben an Kälte, wenn man einander nichts mehr schenkt. Ich könnte auch sagen. Wenn nicht mehr geschenkt wird, ist das ein untrügliches Zeichen, dass diese Beziehung tot ist. Ich glaube, alle Beziehungen, die ein wenig in Liebe gründen, in denen wird nicht nur getauscht: Also nur wenn gegeben, wenn man auch was kriegt. Wo Liebe im Spiel ist, da will ich schenken.

Die drei Weisen oder Sterndeuter aus dem Osten, die in der biblischen Geschichte im Matthäusevangelium dem Stern folgen und dabei das göttliche Kind Jesus finden. Die drei Männer erleben das exemplarisch: Man will schenken, wenn man von der Liebe hoch gehoben wird und dabei durch sie ganz tief ins Leben hinein gerät.

Gold, Weihrauch und Myrrhe schenken sie. Orientalische Kostbarkeiten, keine Frage. Aber wie steht es mit dem Risiko, mit ihrem Geschenk falsch zu liegen? Sind die drei Geschenke nun Psychogramme oder echte Soziogramme? Mit denen die drei Männer diesem Gott im Kind auch gerecht werden?

Was schenkt mann Gott zurecht? Also dem oder der, die einen „unbedingt angeht“. An den man sein Herz hängt zurecht? Auf die man sich verlässt, im Leben und auch dann noch, wenn es ans Sterben geht. Ist Gold da richtig?

Es könnte sein, dass für jemand, der Gold schenkt, dieses Schenken wichtiger ist als für den Beschenkten. Wichtiger, weil er damit zeigt, er hängt nicht dran. Er gibt gern und großzügig. Liebe macht weitherzig. Wo gerade Geld Männer so eng machen kann. Wenn einer Gold verschenkt, zeigt er vielleicht am besten, dass Geld nicht sein Gott ist. Sondern, dass er teilen kann, mit denen, die es dringend brauchen. Heute wie damals zB arme Kinder.

Weihrauch schenkt der zweite Weise. Was ist weise oder lebensklug an Weihrauch? Und was wäre heute ein Pendant dafür, wenn Weihrauch nicht so meines ist. Weihrauch sollte der Welt eine andere Duftnote schenken. Ein bisschen betören, das Leben würzen. Also ein Gegenmittel sein gegen vieles, was zum Himmel stinkt. Ich glaube, so gesehen, kann man vieles schenken, was Weihrauch entspricht.

Und die Myrrhe? Ein kostbares Geschenk. Man hat es für Parfum und Salböle verwendet und bei Beerdigungen. Myrrhe duftet immer auch nach Tod. Schon bei Jesu Geburt. Insofern ist es mehr ein Geschenk an den, der es schenkt als das beschenkte Kind. Die Myrrhe zeigt, Gott nimmt mein endliches Leben hinein in sein Ewiges.

Schenken wird für uns Männer ein heikles Thema bleiben. Aber das Risiko des Schenkens nicht einzugehen. Geht nicht. Schenken verbindet mich mit Menschen und Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25676
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