SWR2 Wort zum Tag

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Was gibt es denn heute noch umsonst? Ich war versucht, im Reflex zu antworten: „umsonst? Nichts mehr.“ Alles kostet. Sogar ins Denken und Fühlen ist das eingesickert. „Alles muss kosten, denn was umsonst ist, ist nichts wert.“ Meine viele. Wie gesagt, so war ich versucht, zu antworten.
Quer gekommen ist mir dann das Motto der evangelischen Kirche für dieses Jahr. Es widerspricht diesem „nichts ist mehr umsonst“ vehement.

Gott spricht: heißt es da, Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers, umsonst. Das Motto behauptet, es gibt Lebenswichtiges ohne Geld. Und das sei nicht nur gut, sondern geradezu der Test, ob Gott in dieser Welt noch Platz hat.

Wo tiefe Lebensbedürfnisse umsonst erfüllt werden, da ist Gott zu spüren. Im Umkehrschluss hieße das: Wenn man auch die tiefsten Lebensbedürfnisse nur noch für Geld kriegt, ist die Welt gottlos geworden, oder das Geld wäre ihr Gott.
Ich glaube aber, es stimmt, es gibt das Lebenswichtige umsonst.

Nur zwei kleine Erfahrungen, die mir das zeigen: Die Erste. Ich darf immer wieder erleben, dass ich Menschen willkomen bin zum Essen. Die Gastgeber haben gern eingekauft. Eine kleine Rolle spielt das Geld also. Aber dann: Er oder sie kocht gern für mehrere oder auch nur für zwei. Sie macht sich Arbeit, ganz umsonst, aus Freude. Am Kochen, am Essen, an der Gemeinschaft. Für diese Lebenssteigerung, die auch ein einfaches Essen in Gesellschaft freisetzt. Es gibt nichts mehr umsonst? Angesichts eines glücklichen Essens ist dieser Satz „griesgrämig.“

Zweite Erfahrung: Ich werde ab und zu interviewt und da kann ich dieses „Lebendiges Wasser -umsonst“ auch spüren. Manches Interview läuft einfach professionell. Da macht jemand seinen Job.

Aber es gibt auch andere Interviewer und ganz andere Gespräche. In denen etwas passiert, was unbezahlbar ist. Auf einmal scheint in so einer Begegnung etwas auf, was sie wahrhaftig macht, lebendig, wichtig. Ich merke das meistens daran, dass es  beginnt, aus mir herauszusprudeln. Auf einmal sage ich einem Interviewer nicht nur das Nötige. Ich will mich öffnen. Etwas preisgeben. Weil ich merke, er oder sie interessiert sich wirklich. Umsonst.

Dass sich jemand für uns interessiert, ist ein ganz elementarer Lebensdurst. Wirklich gestillt werden, kann dieser Durst nur umsonst. Oder macht es Sie glücklich, wenn Sie andere für das Interesse an sich bezahlen müssen. Da bleibt etwas Schales.

So vieles, das mich echt belebt ist umsonst. Gott sei Dank. Ich wünsche Ihnen möglichst viel davon dieses Jahr

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25674
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