SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Was sind das denn für Geschenke?“, hat mich ein Schüler gefragt. „Gold, Weihrauch und Myrrhe!? Können die dem kleinen Kind nicht etwas Vernünftiges schenken?“ Im Religionsunterricht haben wir uns über die Weisen aus dem Morgenland unterhalten. Jene Sterndeuter,  die sich auf den Weg gemacht haben, um das Jesuskind in Bethlehem zu besuchen. Dabei haben wir natürlich auch über die Geschenke gesprochen. Die fanden die Grundschüler unpassend. Gold, das konnten einige noch nachvollziehen. Gold ist wertvoll, aber die anderen Sachen?

Ja, auch die anderen Sachen waren damals sehr wertvolle Geschenke. Myrrhe war ein Luxusartikel und wegen ihres angenehmen und würzigen Duftes sehr kostbar. Auch das Öl, das aus ihr gewonnen wurde, wurde nur für besondere Anlässe genommen: zur Salbung von heiligen Gegenständen und Priestern. Weihrauch wurde gebraucht beim Darbringen von Opfern und beim Gebet.

All diese Geschenke zeigen eines: es ist ein besonderes Kind zur Welt gekommen. Gottes Sohn, der die Welt verändern wird. Dem selbst die Weisen aus fernen Ländern huldigen und dafür eine lange, strapaziöse Reise auf sich nehmen.

Ein besonderes Kind ist auf die Welt gekommen. Eines, an das viele Erwartungen geknüpft wurden, große Erwartungen. Das haben die Sterndeuter mit ihren Geschenken ausgedrückt. Und sie haben aber auch gezeigt: Wir beten dich an!

Und ich frage mich: Was würde ich dem neugeborenen Kind schenken? Was ist denn ein vernünftiges Geschenk? – wie meine Schüler das möchten.

Ich würde wahrscheinlich nichts Materielles einpacken, Gold, Weihrauch und Myrrhe sind ja schon da. Ich würde mit den Menschen losgehen, die mir wichtig sind. Denen würde ich das Kind zeigen, an dem meine Hoffnung auf eine bessere Welt hängt. Und ich würde sagen: Auf dieses Kind vertraue ich. Es wird die Welt verändern. Nicht mit Gewalt, sondern mit Liebe. Und da möchte ich mitmachen. Deswegen würde ich gewissermaßen mich schenken und meine Freunde, die sich hoffentlich dann auch begeistern lassen. Mein Geschenk wäre, dass wir mitmachen, dass die Welt liebevoller wird, barmherziger. Ob das vernünftig ist, weiß ich nicht. Aber kostbar. So wie damals Gold, Weihrauch und Myrrhe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25660
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