SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Sich alleine freuen ist doch nur halb so schön wie zusammen mit anderen. Darüber gibt es eine kleine aber gemeine Geschichte.

Ein Rabbi geht total gerne golfen. Aber es regnet schon seit Wochen und an Golf ist gar nicht zu denken. Ausgerechnet an einem Sabbatmorgen kommt die Sonne raus. Aber am Sabbat darf man sich körperlich ja nicht betätigen – schon gar nicht als Rabbi. Verzwickt, verzwickt. Aber der Rabbi muss es einfach tun.

Sofort laufen im Himmel bei Gott die ersten Beschwerden ein: „Das darf der doch nicht, das musst du bestrafen, Herr!“ „Keine Sorge“, sagt Gott, „wird schon werden.“ Unterdessen schlägt der Rabbi den Ball ab, der fliegt und fliegt und landet direkt im Loch. Dem Rabbi ist tatsächlich der erste „Hole in one“ seines Lebens gelungen – und das freut ihn wie Bolle.

Im Himmel wird Gott bestürmt: „Herr, bestrafen sollst du ihn, nicht belohnen!“. Doch Gott bleibt ganz cool und sagt: „Überlegt doch, wem soll der Rabbi das nur erzählen?“

Ich glaube nicht an einen Gott, der bestraft. Aber darum geht es ja auch gar nicht. Die Geschichte macht deutlich, dass es schlimm ist, wenn man Freude nicht teilen kann. Oder andersrum: Teilt alles, was euch freut! Zum Beispiel ausschlafen dürfen, frisch schwanger sein, den Zug gerade noch erwischen, der erste Schnee, nach langer Zeit jemanden wiedersehen, gesagt bekommen, dass man seine Arbeit gut macht, mit einem Geschenk genau ins Schwarze treffen, Essen, das super schmeckt, wenn der Lieblingsverein gewinnt oder wenn die Waage zwei Kilo weniger zeigt.

Freude zu teilen ist eine Win-Win-Situation, denn meistens macht sie beide Seiten froh: den, der sich über etwas freut und den, der davon erfährt. Und damit gehört Freude zu den wenigen Dingen, die mehr werden, wenn man sie teilt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25635
weiterlesen...