SWR3 Gedanken

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Wenn mir jemand in diesen Tagen einen grippalen Infekt wünscht, dann würde ich sagen: ja geht´s noch! Und wenn derjenige Klinikseelsorger ist, dann erst recht. Wolfgang Raible ist Klinikseelsorger, und er wünscht den Leuten in der Weihnachtszeit tatsächlich einen „krippalen“ Infekt – aber krippal mit K. Er erklärt dann schnell: „Ich wünsche Ihnen einen „krippalen“ Infekt mit K – dass Sie sich vom Kind in der Krippe anstecken lassen.“

Der Stuttgarter Wolfgang Raible macht diesen krippalen Infekt an drei Symptomen fest. Vielleicht schauen Sie mal bei sich selbst, ob Sie schon infiziert sind.

Schwäche. Haben Sie eine Schwäche für Ihre Mitmenschen? Interessieren Sie sich dafür, wie es denen geht, was die gerade brauchen oder worunter sie leiden?

Fieber: Fiebern Sie danach, dass der Terror endlich aufhört? Warten Sie darauf, dass es gerechter und friedlicher zugeht bei uns?

Schluckbeschwerden: Können Sie nicht mehr alles schlucken was so passiert – wenn Geld an den falschen Stellen landet, wenn jemand oberflächlich und dumm daherredet und dabei andere gefährdet?

So ein krippaler Infekt tut gut. Diese Art von Symptome - Schwäche, Fieber, Schluckbeschwerden  - die braucht es, damit sich was ändern kann. Nur wer sich für die anderen interessiert, wer sich danach sehnt, dass es anders wird und wer nicht mehr alles hinnimmt – der kann auch die Welt verändern. So wie das kleine Kind in der Krippe. Krippe mit K.

(Quelle: Wolfgang Raible: 100 Kurzansprachen, Herder-Verlag, Freiburg 2010, S. 33ff)


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